"Kritik (...) bedauern wir" - antisemitisches Evergreen beim ZDF

Kommentare & Glossen bei Radio Dreyeckland (alle zeigen)

"Kritik (...) bedauern wir" - antisemitisches Evergreen beim ZDF

"Von Judas Ischariot, der für 30 Silberlinge den Herrn verriet, über die Figur des Shylock bis zu den Rothschilds ist kaum ein Stereotyp in der Geschichte des Abendlandes so virulent wie das des geldgierigen Juden" aus Benz/Mihok (Hrsg.) Handbuch des Antisemitismus, Bd. 3, S. 348

 

"(...) die Juden bemächtigen sich dieser Vorteile, und am verhinderten und verkommenen Nationalwohlstand nährt der jüdische Bankier seinen enormen Wohlstand"

Richard Wagner (Lieblingsmusiker von Adolf Hitler)

 

In einer Folge von "Lanz & Precht" am Freitag, dem 13. Oktober (110. Folge) nahmen sich die beiden Herren den Gaza-Konflikt in persönlicher Weise vor, in etwa nach der Art "Wie geht es Dir, wenn Du diese Bilder siehst", "Warst Du schon mal in Israel?", "wo ich den Konflikt auch mitbekommen habe, in den Nachrichten". Lanz kann immerhin einiges aus seiner journalistischen Tätigkeit in Israel beisteuern. Aber die Sendung gäbe es ja nicht ohne Precht. Die persönlichen Gedanken und Empfindungen großer Männer sind halt auch immer ganz wichtig und ein Philosoph ist ja überall schon ansich ein Fachmann. Der genau weiß wofür die USA einen Flugzeugträger entsenden oder dass das Handeln der Hamas der "Gottesidee" widerspricht (wozu man frei nach Precht fragen könnte: Was ist das und wenn wieviele?). Der berühmte Philosoph Richard David Precht kennt halt die Dinge immer in ihrer Tiefe. Und in einer gewissen Tiefe landet er auch dann, wenn der promovierte Germanist Precht fachkundig beisteuert, dass es ihre Religion orthodoxen Juden verbiete zu arbeiten. "Die dürfen ja gar nicht arbeiten. So ein paar Sachen wie Diamantenhandel und ein paar Finanzgeschäfte ausgenommen. Das ist ja grundsätzlich von der Religion her untersagt." Lanz sagt währenddessen zwischenrein "ja... richtig genau... genau, genau" und am Ende nochmal "richtig genau". Was immer Lanz, der offenbar darauf brennt mit seiner eigenen Erzählung fortzufahren, an dieser Stelle geritten haben mag, dass er gleich mehrfach zustimmte, jedenfalls lässt er die Gleichung "Jude = Reichtum und ein paar Finanzgeschäfte" einfach so stehen. Woher Precht das mit dem religiösen Arbeitsverbot hat, ist unerfindlich, es sei denn er verwechselt den Sabbat mit der ganzen Woche, was einem Fachmann für alles schon mal passieren kann. Und plop hat das was gestandene Antisemiten von Jüdinnen und Juden schon immer wussten eigentlich seine Wurzeln in der jüdischen Religion. Es grumelte dann noch ein bisschen in dem Gespräch weiter, wenn Precht darauf hinwies, dass durch die Verbrechen der Hamas Israel "eine Art Freibrief" bekomme, von dem man nicht wisse, wozu er "langfristig noch genutzt" werde. So ist man der Empörung über die Massaker der Hamas schon mal einen Schritt voraus.

Zwei Tage und einige Stürme später ist vom ZDF folgendes Statement zu lesen, inklusive einiger Worte von Precht:

 

Anmerkung der Redaktion vom 15.10.223 * Wir bedauern, dass eine Passage in der aktuellen Ausgabe von „Lanz & Precht“ Kritik ausgelöst hat. An einer Stelle wurden komplexe Zusammenhänge verkürzt dargestellt, was missverständlich interpretiert werden konnte. Deshalb haben wir diesen Satz entfernt. Richard David Precht sagte in einem Statement dazu: "In diesem Podcast ist eine Formulierung gefallen, die Anstoß erregt hat und zu Kritik geführt hat - unter anderem durch die israelische Botschaft. Und das möchten wir natürlich nicht und das bedauern wir auch sehr, dass das so ist - zumal es nicht ansatzweise irgendwie so gemeint gewesen ist, wie es aufgefasst wurde. Und darüber werde ich mit Markus beim nächsten Mal reden. Wir haben aber in diesem Podcast die Formulierung rausgeschnitten."

no comment, jk

PS: Nach Auffindung des o-tons der Passage, wurden auch die gleichzeitigen Bemerkungen von Lanz noch nachträglich eingefügt. jk