Kolumbien: Männer in weißen Hemden schießen auf Demonstrant*innen

Kolumbien: Männer in weißen Hemden schießen auf Demonstrant*innen

In Kolumbien wird eine Gruppe von Männern in weißen Hemden gegen Proteste von Indigenen eingesetzt. Der erste Vorfall ereignete sich bereits am Wochenende auf dem Gelände der Universidad de Valle in der Stadt Cali. Handy-Aufnahmen zeigen wie die Männer mit Pistolen auf Demonstrant*innen schießen, die die Zufahrtswege von Cali bockieren. Einer der Männer steht nur einen Meter hinter einem Polizisten während er schießt. Der Polizist sieht sich nicht einmal um. Zeug*innen des Vorfalls war auch aufgefallen, dass die Weißhemden in teuren Geländewagen gekommen waren. Ein ähnlicher Angriff wiederholte sich am Donnerstag. Diesmal kamen die Angreifer aus einem weißen Bus und griffen Demonstrant*innen mit Gummi- und Plastikgeschossen an. Drei Demonstrant*innen wurden dabei verletzt, einer davon schwer. Nach Anfänglichem Dementi hat die Polizei in Cali zugegeben, dass die Weißhemden zu den Sicherheitskräften gehören. Eine vom Guardian zitierte Sicherheitsexpertin in Cali sprach von „innovativen Wegen“, um die öffentliche Sicherheit aufrechtzuerhalten.

Nach einem Bericht der BBC ist die Situation in Cali explodiert nachdem ein Hubschrauber am 3. Mai das Feuer auf eine Mahnwache für getötete Demonstrant*innen eröffnet hatte. Der Hubschrauber erschien über der friedlichen Menge und spielte aus einem Lautsprecher die Nationalhymne. Dann richtete er den Suchscheinwerfer auf die Menschen, worauf vermummte Polizisten und Soldaten das Feuer eröffneten. Mehrere Menschen wurden erschossen. Der Bericht der BBC stützt sich auf Aussagen von Teilnehmer*innen der Mahnwache.

 

Bei den Protesten, die vor zwei Wochen mit Demonstrationen gegen eine mittlerweile zurückgenommene Steuererhöhung begonnen haben, wurden bisher 46 Demonstrant*innen getötet, 35 davon in Cali. Ein bekannter Yoga-Lehrer wurde durch Schüsse aus einem vorbeifahrenden Auto getötet. Über tausend Menschen wurden festgenommen. Es gibt Berichte über Folter und gezielte Erniedrigungen. Laut der New York Times sollen Polizisten einem Demonstranten gedroht haben, ihm die Zähne einzuschlagen, wenn er sich weigere, ihren Urin zu trinken.

 

Andererseits versucht es Präsident Iván Duque auch mit etwas Zuckerbrot. Nach der Rücknahme der Steuererhöhung hat er nun auch versprochen, den Kindern aus armen Familien die Studiengebühren an der Universität zu erlassen. Duque will im August erneut zur Präsidentschaftswahl antreten.