Kaiserpinguine: Ausrottung per Treibhaus-Effekt

Kaiserpinguine: Ausrottung per Treibhaus-Effekt

Immer noch wird häufig im Falle der vom Menschen verursachten Ausrottung von Tier- und Pflanzenarten der antiquierte Begriff des "Aussterbens" verwendet. Die Ausrottung per Treibhaus-Effekt kommt immer schneller voran - der Kaiserpinguin steht auf einem der vorderen Plätze der Todesliste.

Laut einer Untersuchung der Woods Hole Oceanographic Institution zieht die Menschheit dem Kaiserpinguin (Aptenodytes forsteri) buchstäblich den eisigen Boden unter den Füßen weg. Eine mit aktuellen Daten gefütterte Computer-Hochrechnung ergab, daß die Population des Kaiserpinguins bei einer Fortschreibung der heutigen Bedingungen schon bis zum Ende dieses Jahrhunderts um 86 Prozent schrumpfen wird. Ein Überleben der Art hängt demnach wesentlich von der globalen Klimapolitik ab, so die Schlußfolgerung der ForscherInnen.

Auf Grund zahlreicher Infotainment- und Dokumentar-Filme zählt der Kaiserpinguin zu den bekanntesten Pinguin-Arten. Der Film 'Die Reise der Pinguine', der die Brutpflege dieser Art thematisiert, wurde im Jahr 2006 mit einem Oscar ausgezeichnet. Neben den Königspinguinen zählen die Kaiserpinguine zu den größten Pinguin-Arten. Sie erreichen eine Körperhöhe von einem Meter bis Einmeterdreißig.

Im April dieses Jahres wurde durch eine wissenschaftliche Untersuchung bekannt, daß die zweitgrößte Kaiserpinguin-Kolonie der Welt in den vergangenen drei Jahren praktisch keinen Bruterfolg mehr gehabt hat. Zu der Kolonie in der Halley-Bucht im Weddell-Meer gehörten einmal bis zu 25.000 Brutpaare. Die WissenschaftlerInnen nutzten Satellitenbilder, um die Größe der Kolonie zu analysieren. 2016 habe ungewöhnlich warmes Wetter zu Brüchen des Meereises geführt, auf dem die Kaiserpinguine brüten. In dieser Brutsaison habe den Satellitenbildern zufolge fast keines der Küken überlebt. 2017 und 2018 wiederholte sich dieser Mißerfolg. Die Kolonie sei dadurch "so gut wie verschwunden", so die WissenschaftlerInnen.

Stéphanie Jenouvrier von der Woods Hole Oceanographic Institution, die in einem Team von WissenschaftlerInnen die Studie erstellt hat, erklärt: "An diesem Pinguin-Modell arbeiten wir seit zehn Jahren. Es kann im Detail zeigen, welchen Einfluß das Meereis auf den Lebenszyklus der Kaiserpinguine, ihre Fortpflanzung und ihre Sterblichkeit hat." Genau betrachtet besteht die Studie aus drei Teilen: Die WissenschaftlerInnen simulierten die Entwicklung der Pinguin-Population unter drei Klimaszenarien -  einer Begrenzung der globalen Erwärmung um 1,5 Grad oder maximal zwei Grad, wie sie 2015 auf dem Welt-Klima-Gipfel COP21 in Paris versprochen wurde und einer ungebremsten Erwärmung ohne jegliche Klimaschutz-Erfolge.

Bei einer - vor dem Hintergrund der Untätigkeit der vergangenen vier Jahre immer unwahrscheinlicheren - Erwärmung um 1,5 Grad verschwinden bis 2100 voraussichtlich fünf Prozent des antarktischen Meereises. Dies hätte einen Verlust von 19 Prozent der Kolonien zur Folge. Schon eine Erwärmung um zwei Grad wirkt sich dagegen deutlich dramatischer aus. Demnach verdreifacht sich in diesem Fall der Eisverlust und ein Drittel aller Pinguin-Kolonien werden auf diese Weise ausgerottet. Beim "Weiter-so-wie bisher"-Szenario verschwinden 80 Prozent der Kolonien und die Zahl der Pinguine geht sogar um mehr als 80 Prozent zurück. "Wenn sich das globale Klima mit der aktuellen Rate weiter erwärmt, erwarten wir, daß die Zahlen der Kaiserpinguine bis 2100 um 86 Prozent zurückgehen. An diesem Punkt ist es sehr unwahrscheinlich, daß sich die Population noch einmal erholt," erklärt Jenouvrier. Wenn nicht jetzt ein wirksamer Klimaschutz durchgesetzt werden kann, ist die Ausrottung des Kaiserpinguins besiegelt.

Global Change Biology, 2019; doi: 10.1111/gcb.14864