Impfgegner mit Wurfsendung im Raum Freiburg unterwegs

Impfgegner mit Wurfsendung im Raum Freiburg unterwegs

Mit etwas Verwunderung zogen wir heute ein kleines Flugblatt aus unserem Briefkasten. Verwundert waren wir nicht über den Inhalt, sondern dass uns aus dem Netz nur allzu bekanntes plötzlich auf glattem Papier begegnete. Wie der Name einer Zeitung prangte oben der Name der Verschwörungstheoretiker-Webseite "reitschuster.de" entgegen (siehe Faktencheck unten). Darunter stand "Kritischer Journalismus. Ohne 'Haltung'. Ohne Belehrung. Ohne Ideologie." Woff.

Der folgende Text ist ein Artikel von Christian Euler, der wohl zuerst auf reitschuster.de erschienen ist und danach auf verschiedenen anderen Webseiten aus der gleichen Szene. Der Artikel ist den Thesen des kanadischen Immunologen Byram Bridle gewidmet. Überschrieben ist er mit dem Zitat: "Wir impfen die Menschen ungewollt mit einem Giftstoff", wozu in Rot ergänzt ist: "Impfstoff-Forscher räumt 'großen Fehler' ein". Das soll wohl den Eindruck erwecken, als wäre da jemand, der selbst an der Entwicklung der derzeit verwendeten mRNA-Impfstoffe beteiligt war, plötzlich eines Fehlers gewahr geworden.  Nach den Angaben auf seiner Webseite an der Guelph-Universität hat Bridle tatsächlich auch zum SARS-CoV-2 Virus geforscht und man kann aus den Angaben stark vermuten, in diesem Zusammenhang auch zu mRNA-Impfstoffen. Dass er irgendetwas mit der Entwicklung der nun tatsächlich zugelassenen Impfstoffe zu tun hatte, geht aus seinen eigenen Angaben aber nicht hervor. Angesichts der Bedeutung dieser Impfstoffe hätte er das ziemlich sicher erwähnt.

Seine Argumentation über die Giftigkeit der Impfstoffe erscheint etwas mutwillig konstruiert. Das geht jedenfalls aus einigen Faktenchecks hervor, zum Beispiel aus dem der AFP:

Dieser Professor verbreitet falsche Informationen über die Folgen von Corona-Impfungen | Faktencheck (afp.com)

Ein ganzes Bündel solcher Faktenchecks findet sich hier: Byram Bridle's Vaccine Misinformation

und dann noch der Faktencheck zu reitschuster.de:

Der große Reitschuster-Faktencheck: Warum der Blog reitschuster.de keine seriöse Seite ist - Volksverpetzer

 

Zusätzlich verweist das Flugblatt noch auf impfkritische Äußerungen des französischen Virologen Luc Montagnier, dessen Arbeitsgruppe 1983 den Aids-Virus isolierte, wofür Montagnier im Jahr 2008 zusammen mit Francoise Barré-Sinoussi den Nobelpreis für Medizin erhielt. In Fachkreisen sind eine Reihe seiner Ideen aber trotzdem umstritten und bezüglich den Impfungen vertritt er eine absolute Minderheitenmeinung.

Das Flugblatt behauptet weiter "In jedem Land folgt die Todeskurve der Impfkurve". In Deutschland ist mittlerweile die Hälfte der Bevölkerung zweimal gegen Covid-19 geimpft. Es müsste also ein von der Öffentlichkeit völlig unbemerktes Massensterben eingesetzt haben. Wurden Ärzte und Totengräber zum Schweigen verpflichtet? Wir rätseln darüber.

Wohl gibt es auch einige schwere Impfkomplikationen, aber sie werden nicht geheimgehalten und es handelt sich um sehr wenige Fälle. Impfgegner halten dem aber nie entgegen, welche schweren Probleme die Unterlassung einer Impfung bringen kann.

Als Kontakt wird die Gruppe FreiSeinFreiburg angegeben, die auch schon an der Organisation von Autokorsos beteiligt war und eine Vernetzung mit anderen Gruppen zwischen Lörrach und Karlsruhe und im Schwarzwald anstrebt. Unten steht dann noch: "Mit einer Schenkung können Sie sich an den Druckkosten für weitere Flyer beteiligen". Man achte auf das Wort "Schenkung". Im Gegensatz zu einer "Spende" ist eine "Schenkung" rechtlich nicht zweckgebunden, obwohl der Kontext das nahelegt. Die Wortwahl ist wohl kein Zufall.

Im Impressum steht Svenja Wendt aus St. Peter. Wir vermuten, dass die Namensähnlichkeit mit Malte Wendt, der sich als Mitbegründer von FreiSeinFreiburg sieht und für WIR2020 bei der letzten Landtagswahl antrat, kein Zufall ist. Als Malte Wendt aus St. Peter stand er nähmlich bereits unter einem ähnlichen Flugblatt, das zum Jahreswechsel in Rheinfelden verteilt wurde. Als ausgeübte Tätigkeit gibt er laut abgeordneten.watch.de (die ihn im Rahmen seiner Kandidatur verzeichnete) "Freiheitsaktivist" an.

Zum Abschluss sei, auch wenn das jetzt belehrend wirken könnte, nochmal daran erinnert, dass es bei Gesundheitstipps und Angst verbreitetenden Gerüchten nicht nur um Meinungsfreiheit geht, sondern das so etwas sehr ernste Folgen haben kann.

jk