Heftige Kritik an neuem Flüchtlingslager auf Lesbos

Heftige Kritik an neuem Flüchtlingslager auf Lesbos

Drei Monate nach dem verheerenden Brand des Flüchtlingslagers Moria auf Lesbos kritisieren Unterstützer*innen die Zustände im neuen Lager als noch wesentlich schlimmer. Der migrationspolitische Sprecher der Grünen/EFA im EU-Parlament, Erik Marquardt schreibt in einer Pressemitteilung:

 

„Es gibt keine warmen Duschen, in den Zelten darf nicht geheizt werden, Hilfsorganisationen dürfen nicht mehr über die Zustände im Camp berichten, wenn sie dort arbeiten wollen. Zudem wird langsam deutlich, dass der Boden des alten Schießplatzes vermutlich mit Blei verseucht ist und die Menschen, die dort leben oder arbeiten, wohl ernsthafte gesundheitliche Schäden zu befürchten haben.“

 

Erst jetzt, nach drei Monaten beginne die Regierung wegen der Bleiverseuchung Bodenproben zu untersuchen. Die Menschen müssten sich bei Temperaturen von 3° Celsius auf einer von zwei Seiten vom Meer umgebenen Landzunge notdürftig mit Wasser aus Plastikflaschen waschen oder im Meer baden. Neue Flüchtlinge würden gewaltsam zurückgedrängt oder auf Rettungsinseln auf dem Meer ausgesetzt. Journalist*innen die darüber berichten wollten würden festgenommen.

 

Marquardt spricht von einer „Politik des gewollten Leids“, die noch schlimmer geworden sei. Er fordert einen Untersuchungsausschuss des EU-Parlanents. Marquardt weist auch darauf hin, dass es leicht wäre, die Flüchtlinge den Winter über in leeren Hotels, auf Kreuzfahrtschiffen oder in beheizbaren Wohncontainern unterzubringen.

 

Marquardts Beschreibung der Zustände im neuen Lager stimmt weitgehend mit Angaben überein, die der Journalist Jan Theurich vom Dunya Collective in einem Gespräch mit unserer Kollegin von Radio Corax in Halle gemacht hat. Theurich betonte auch, dass Hilfslieferungen, die nach dem Brand von Moria eigentlich für die Flüchtlinge auf Lesbos vorgesehen waren, nie auf Lesbos angekommen sind. Als Beispiel nennt er eine Lieferung von beheizbaren Zelten aus Österreich, die nun in Nordgriechenland eingesetzt würden.