Tag des offenen Denkmal: Grabungen auf dem ehemaligen Friedhof der an Lepra Verstorbenen: Syphilis schon vor Kolumbus in Europa?

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Grabungen auf dem ehemaligen Friedhof der an Lepra Verstorbenen: Syphilis schon vor Kolumbus in Europa?

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Landesamt für Denkmalpflege Freiburg

Das Feld des ehemaligen - urkundlich im 13. Jahrhundert erstmalig erwähnten - Freiburger Gutleut Siechenhaus liegt an der Südwest Einfahrt Freiburgs, da wo die Kronenstr. auf die Baslerstr. trifft und durch das der später umgelegte Hölderlebach fließt.

Das Landesdenkmalamt hatte sich viel Mühe bereitet um die durch Bodensonar erkundeten  Umrisse des ehemaligen Schaffnerhauses (Verwaltungsgebäude) und die Unterkünfte der strikt aus der ca. 7.000 köpfigen Stadtgesellschaft des Mittelalters und frühen Neuzeit ausgegrenzten an Lepra Erkrankten und ausgegrenzten verunstalteten Bürger:innen sichtbar zu machen.

Die aktuellen seit ca. 1 Jahr andauernden Grabungen betreffen allenfalls 10 % Prozent der Gräber in zwei bis drei Lagen aus mehreren Jahrhunderten Bestatteten. Knapp 400 der mutmasslich bis zu 2.ooo Bestatteten, die zudem  noch  um sehr achtlos aufgeschütteten toten Soldaten, die mutmasslich aus der letzten Schlacht der französischen Könige (1772) um Freiburg ergänzt sind, wurden von den Grabungen des Landesdenkmalamtes hier aufgefunden.

Die Häuser entlang der Kronenstr. hoch bis zum ehemaligen Polizeirevievier wurden ab 1880 auf den Gräbern der Soldaten und dieses bis in das 17.Jahundert betriebene Gutleut Siechenhaus errichtet. Ca. 20-30 von Ihnen waren wohl die durchschnittliche Belegung.

Die Grabungen verzögern zwar  die Nachverdichtung zwischen Kronen- und Baslerstr. . Sie dürften aller Voraussicht nach, aber auch einen historischen Streit unter Anthropologen  entscheiden. Da nicht nur an Lepra erkrankte und verstorbene mmenschen , sondern auch an Syphilis gestorbene Personen  aufgefunden wurden, steht auch von verschiedenen Universitäten angefragte und  erwartete Forschungsergebnisse  aus der Isotopenanalyse möglicherweise vor der  Aufklärung einer Streitfrage: Wurde die Syphillis erst von den militärischen Expeditionen  Kolumbus eingeschleppt oder war sie in Europa längst zuvor verbreitet?
(kmm)

Info: Lepra war eine im Mittelalter bis in das 18 Jahrundert sehr in Europa verbreitete bakterielle Erkrankung. Die mehr oder minder stark sichtbaren Geschwüre führten oft im Verlauf zur Auflösung von Knorpel und Knochen - meist an der Nase .

Die als Aussätzige in Seuchenhäusern isolierten, waren auf Schenkungen und Betteln angewiesen. Auch deshalb lagen die Sienchenhäuser an befahrenen Landstrassen (hier:nach Basel ). Das grosse Schäffnerhaus mit zwei Kellergeschossen verwies aber auch  auf Lagerüberschüsse aus den Erträgen z.B. der  Bewirtschaftung von Wiesen und Feldern nicht nur in den Gutleutmatten.