Mehr als sieben Jahre nach der Tat sprach ein Moskauer Schwurgericht am gestrigen Dienstag Schuldsprüche für die fünf Angeklagten - drei Brüder aus Tschetschenien, deren Onkel sowie einen Ex-Polizisten - aus. Die Verteidigung kündigte an, in Revision zu gehen. Die Familie des Opfers erklärte sich einverstanden mit dem Urteil, kritisierte aber, daß die Auftraggeber - welche den "größten Teil der Schuld tragen" - weiterhin unbekannt seien. Zwei der Täter waren in einem früheren Prozeß 2009 freigesprochen worden. 2012 wurde schon einmal ein ehemaliger Polizist zu elf Jahren Haft, verurteilt, weil er die Tatwaffe beschafft hatte. Das Strafmaß wird heute verkündet.
Politovskaia war am 7. Oktober 2006 vor ihrer Moskauer Wohnung erschossen worden. Die Tat stand wahrscheinlich in Zusammenhang mit ihrer Berichterstattung zu Menschenrechtsverletzungen während des Kriegs in Tschetschenien. Sie übte außerdem offen Kritik an der russischen Regierung. Die Ermittlungsbehörde erklärte, weiterhin Untersuchungen in dem Fall durchzuführen. Regierungskritiker_innen befürchten, der Fall würde nie aufgeklärt, da vermutlich ein hoher Amtsträger selbst den Mord in Auftrag gegeben hätte.
Rußland steht im weltweiten Ranking der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen auf Platz 148 von 180.
Am 20. März 2007 lasen Schauspielerinnen aus Politovskaias Werk "Tschetschenien. Die Wahrheit über den Krieg".
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