Emails belegen: Behörden wussten viel über Corona-Ausbruch in Tirol ehe sie handelten

Emails belegen: Behörden wussten viel über Corona-Ausbruch in Tirol ehe sie handelten

Österreichische Medien enthüllen immer neue Einzelheiten über den Corona-Ausbruch im Tiroler Skigebiet. Indirekt hat nun auch das dänische Informationsfreiheitsgesetz dazu beigetragen, dass sich der Ablauf besser rekonstruieren lässt. Dem Journalisten und Blogger Kurt Krickler wurde in Dänemark Akteneinsicht gewährt. Bei den Unterlagen befanden sich zahlreiche Emails, die die dänischen mit den österreichischen Behörden ausgetauscht hatten. Beim Hin und Her der Emails wurden wohl unabsichtlich auch interne Emails mitkopiert. Die Emails liegen nun der Zeitung Der Standard vor, der darüber berichtet. Die Echtheit wurde bestätigt.

 

Bereits am 4. März stuften Isländische Behörden Ischgl als Katastrophengebiet ein. Nachdem am frühen Morgen des 5. März eine Warnung aus Island eingegangen war, kam eine Nachfrage der dänischen Behörden am 8. März, ebenfalls wegen positiv getesteter Rückkehrer aus dem Ort Ischgl.

Der Zuständigen in der Sanitätsdirektion kam darauf gleich die mittlerweile berühmte Bar Kitzloch in den Sinn. Man solle doch nachfragen, in welcher Bar sich die Dänen aufgehalten hätten, ob sie auch in der Bar Kitzloch gewesen seien wie die isländischen Gäste, schrieb sie ihrem österreichischen Kollegen. Weiter führte sie aus, in der Bar sei ein Barkeeper mittlerweile positiv getestet, der seit Wochenanfang Symptome gehabt habe. Im Service der Bar gebe es auch 11 weitere Mitarbeiter, die schon zum Teil vor 4 Wochen grippeähnliche Symptome gehabt hätten. Das war also die interne Lage, als die österreichischen Behörden drei Tage nach der Warnung aus Island zu den isländischen Fällen erklärten: "Eine Übertragung des Coronavirus auf Gäste der Bar ist aus medizinischer Sicht eher unwahrscheinlich."

 

Mit den internen Alarmmeldungen geht es dann lustig weiter. Am 9. März wusste die österreichische Seite auch von Fällen aus Norwegen mit Ischgl-Bezug. Kurz darauf melden sich die britischen Behörden und fragen direkt nach Ischgl und der Bar Kitzloch. Am 10. März meldet das Robert Koch Institut zwei voneinander unabhängige Fälle mit Ischgl-Bezug. Am 13. März sind bereits 283 Fälle bekannt, 184 davon mit Bezug auf den kleinen Ort Ischgl. Verschiedene Länder warnen bereits seit Tagen vor Tirol bzw. Ischgl. Endlich entschließt man sich auch in Österreich zu einer Warnung und Quarantäne. Nach einem Bericht des Telegraph könnte sich ein britischer Tourist sogar bereits Mitte Januar beim Après Ski in der Kitzloch Bar angesteckt haben.

 

Die Frage stellt sich allerdings auch, warum das Robert Koch Institut nicht dem Beispiel Islands gefolgt ist und bereits früher eine Warnung ausgesprochen hat. Das hätte auch die österreichischen Behörden mehr unter Druck gesetzt.