Kommentar: Ist wieder 1953?: In den Fußstapfen von Walt Disney: "Unser Freund das Atom"

In den Fußstapfen von Walt Disney: "Unser Freund das Atom"

Jedes Mal, wenn ein GAU passiert, ist die Atomlobby der Meinung, daß "uns" das mit neuen technischen Innovationen in Zukunft auf gar keinen Fall mehr passieren kann, weil die havarierten Reaktoren selbstverständlich "veraltet" waren oder - schlimmer noch - sowjetisch.

Die ARD/ZDF Produktion "Können wir den Klimawandel ohne Atomenergie stoppen?" tendenziös zu nennen ist noch geschmeichelt. Diese einseitige Berichterstattung ist Wasser auf den Mühlen von Skeptiker*innen, die Funkhäuser des sog. “Staatsfernsehens” beschuldigen, Fake News zu verbreiten und Journalist*innen bei der Ausübung ihrer Arbeit angreifen.

Fukushima ist bald 10 Jahre her. Reicht unser Gedächtnis wirklich nicht soweit zurück, daß wir final und endgültig als Gesellschaft die Entscheidung treffen könnten: Nie wieder Atomkraft?! Müssen die jahrzehntelangen Kämpfe der Antiatombewegung wirklich nun ein zweites Mal geführt werden? Haben wir nichts gelernt aus den Katastrophen in Tschernobyl, Mayak und dem Fast-GAU in Harrisburg? Und war eigentlich der Einsatz der Bomben in Hiroshima und Nagasaki nicht grauenvoll genug, um sich definitiv und für immer von dieser Technologie - so faszinierend sie auch sein mag - zu verabschieden? Lernen wir eigentlich gar nichts aus der Geschichte?

Was ich mir für die künftige Diskussion, die wir als Gesellschaft auf jeden Fall führen müssen, wünsche ist, daß wir dabei die gesamte Produktionskette der Atomkraft beleuchten und in die CO² Bilanz mit aufnehmen.

Wieso versäumt es das ZDF in ihrem Propagandafilmchen es völlig zu erklären, warum nachhaltige Energiegewinnung prozentual bei unserer Versorgung immer noch hinterherhinkt? Wenn die Politik zukunftsweisenden Innovationen über Jahre hinweg Steine in den Weg legt und sich weigert, grüne Energie zu fördern, dann sind natürlich Defizite in diesem Bereich zu verzeichnen. Wieso eigentlich immer und immer wieder das populistische Szenario des Blackouts zeichnen, der erwiesenermaßen unrealistisch ist?

Was ich mir wünsche für eine ausgewogene Berichterstattung, ist, daß immer die ganze Realität erzählt wird, nicht nur ein Teil, der einem eben gerade in den Kram paßt.

Noch eine kleine Randnotiz: Wenn beim Uranabbau Arbeiter*innen in Ländern des Südens unter menschenunwürdigen Bedingungen sich selbst und ihr Umfeld vergiften - müßte dann Atomkraft nicht auch als "fossile" Energie gelten?..

(die meike)