Aus der Clubzeitung ”Megaphon” des Motorradclub Kuhle Wampe: Corona ausbremsen - Corona ausrasen

Corona ausbremsen - Corona ausrasen

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Schwurbler*innen werden beim Aufstellen von der Antifa bewacht
Lizenz: 
Keine (all rights reserved)
Quelle: 
MC Kuhle Wampe

Vorgeschichte….

Wie in den letzten Megaphonausgaben berichtet, waren einige Clubs in Corona Zeiten sehr aktiv. Auch in Freiburg gab es häufig Ausfahrten, Beteiligungen an Demos, gegen Rechts, gegen Coronaleugner*innen u.a.

Nun hatten Coronaleugner*innen ab Herbst 2020 begonnen ein mal pro Woche einen Autocorso durchzuführen, eine optisch und akustisch ziemlich hässliche Angelegenheit. Hier gab es stets spontanen Gegenprotest in Form von Eier- und Tomatenwürfen, ausgeschütteten Wassereimern, quer gestellten Fahrrädern und Autos. Die Polizei meinte daher, mit einem Riesenaufgebot an Mensch und Material diesen Aufzug abschirmen zu müssen. Dies begann schon bei der Corso Aufstellung vor dem hiesigen SC Stadion. Dort gab es in der Regel die ersten Sprechchöre, Pöbeleien und Skandierungen. Wir setzten auch auf Diskussionen, sprachen die Corso Teilnehmer*innen gezielt auf Faschist*innen und AfDler*innen in ihren Reihen an. Wir konnten Ihnen die einschlägigen Kfz Kennzeichen weitergeben, Bilder von hiesigen Nasengrößen. Dies wurde teilweise auch aufgenommen. Vor der Landtagswahl hängten sogar wenige Corsoteilnehmer*innen unsere Anti-AfD Plakate in ihren Autos auf.

Und so wälzte sich jeden Dienstag ein Lindwurm von Coronaleugner*innen, Wannen, Bullenmotorrädern, Fahrradbull*innen usw. durch und um Freiburg herum, begleitet und blockiert von Antifaler*innen auf Fahrrädern. Maximal waren es knapp 130 PKW. Unser Protest gegenüber dem fahrenden Corso beschränkte sich zunächst auf Plakate, Skandieren und Wasserspritzen.

Corona ausrasen

Bei den Corso Fahrten ins Umland hatten die Antifa Radler*innen allerdings nur eine begrenzte Reichweite. Motorräder mussten her. Am 18.5. standen also überraschend mehrere Motorräder in einem der äußeren Stadtteile Freiburgs vor der ersten Polizeiwanne. Der Corso musste stoppen. Unsere Taktik ging eine ganze Zeit lang auf. Als wir per Megaphon aufgefordert wurden zu weichen, verstanden wir kein Wort. Das Gehupe war einfach zu laut, und wir hören auch schon schlecht. Als die Wannen Zufussgreifer*innen ausschickten, fuhren wir einfach 100m weiter. Die Bull*innen mussten wieder aufgesammelt werden, hinterher setzen, ein nettes Katz- und Mausspiel. Motorradbullen (es waren alles Männer….) kamen entgegen, wir flossen durch, winkten freundlich, blockierten weiter. Dann versuchten die Wannen auf uns aufzufahren, trauten sich aber nicht so richtig, schalteten stattdessen alles ein, was es an Baulicht und Martinshörnern gab, ein durchaus erhebendes Gefühl beim Blick in den Rückspiegel. Wir blockierten weiter. Unsere Kennzeichen wurden gefilmt, wir hatte aber u.a. Motorräder getauscht um eine Zuordnung zu unseren wahnsinnig hochkriminellen Handlungen zu erschweren. Schließlich versuchten die Wannen uns über Parkflächen auszubeschleunigen, was an der Mopedpower scheitern musste. Allerdings kamen sie dann von allen Seiten, sodass wir abhauen mussten, u.a. mit einem netten Rennen durchs Industriegebiet, abhängen an Pollern und der Flucht durch Vorgärten. An einer Kreuzung versuchten Wannenbesatzungen uns mit ausgebreiten Armen aufzuhalten. Nach dem Durchrauschen konnte man im Rückspiegel Szenen wie aus einem Luis de Funes Film sehen: Polizist*innen, die auf den Boden stampfen! Richtig erwischt wurde nur unser Yamaha RD Treiber, sei es wegen der verräterischen Zweitaktfahne oder das letztlich doch erfolgreiche Kesseltreiben. Er wurde von vier Wannenbesatzungen gestellt und sauer angepöbelt nach dem Motto: ”ein Mucks, und schmeißen Dich in den Dreck”. Als der Kollege dann seinen Helm abzog, und sich im Opaalter outete, wurde aber wieder höflich behandelt und brav gesiezt.

Fazit bislang: zwei Platzverweise, eine Personalienfeststellung und vielleicht paar blaue Briefchen an die Mopedhalter*innen.

Aber wie hieß es beim letzten Präsenzverbandstreffen zum Thema Solikasse? “Wir haben einen gut gefüllten Solifonds, von dem aber schon lange nichts mehr abgerufen wurde. Das spricht leider nicht für uns.”

Bitte schön, geht doch.

Am 12.06.2021 hat dann – RDL berichtete – der Faschist, „Querdenker“ und AfD-Gemeinderatskandidat Robert H. in Freiburg einen Mann mit einem Messer niedergestochen. Der Mann hatte Zivilcourage gezeigt und als Ersthelfer zwei junge Antifaschist*innen versorgt, die H. zuvor niedergepfeffert hatte. Der Verletzte wurde mit einer Stichverletzung im Bauchbereich ins Krankenhaus gebracht. H. wurde noch am Tatort von der Polizei festgenommen, später jedoch wieder freigelassen. Die Mindeststrafe für versuchten Totschlag beträgt fünf Jahre Knast. Drei Tage später, am 15.6., schrumpfte der Corso dann auf unter 20 PKW. Offensichtlich – so die Analyse der Kuhlen Wampe – distanzierten sich die meisten vom Messerstecher H. Die Polizei ließ allerdings nur noch drei Kfz fahren, ein klägliches Häuflein.

Wie es auch gehen kann:

Im Spätsommer 2019 gründete sich in vielen Städten eine Initiative “Mahnwache gegen Altersarmut”, die zunächst schwer verdächtig nach AfD roch. In manchen Städten wurden die Infostände gestürmt. In Freiburg durchfluteten wir die Stehenden und Sitzenden dieser Gruppe und setzten uns inhaltlich auseinander. Es stellte sich schnell heraus, dass die meisten sich von AfD und Faschos distanzieren wollten. Schließlich gelang es uns, die Anmelderin zu überzeugen, ein Fascho Filmteam mit Hilfe der Polizei vom Platz zu verweisen. Die beiden anwesenden AfDler*innen wurden von der Versammlung ausgeschlossen.

Danach begann eine kritische inhaltliche Diskussion über das Thema Altersarmut inkl. Teilnahme am Stammtisch der Gruppe. Sie bekamen eine Einladung von Verdi und übernahmen deren Forderungen.