Bundesverdienstkreuz für Felix Rottberger

Bundesverdienstkreuz für Felix Rottberger

Felix Rottberger, langjähriger Verwalter des jüdischen Friedhofs in Freiburg, wird am 4. Oktober 2016 von Bundespräsident Gauck mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Das gab seine Frau Heidi Rottberger anlässlich der Feier seines 80. Geburtstags am Sonntag bekannt.

Felix Rottberger wurde am 16. September 1936 auf Island geboren, wohin seine Eltern und älteren Geschwister vor den Nazis geflohen waren. Auch dort verfolgt, musste die Familie nach Dänemark fliehen. 1955 kehrte die Familie Rottberger nach Deutschland zurück und ließ sich in Konstanz nieder. Der Empfang war nicht herzlich, wie sich Felix Rottberger später in einem Gespräch erinnerte: "Die Behörden haben gesagt zu meinem Vater: Wieso mit sieben Kindern gerade nach Konstanz?" Die Familie wurde über den Winter in der Jugendherberge im Wasserturm einquartiert. "Einen Wasserturm kann man nicht beheizen, zur Strafe haben die Konstanzer Behörden gesagt: Ihr seid hierher gekommen in den Wasserturm und hier bleibt ihr oder geht weg von Konstanz. Die Alternative hatte man. Das war nach dem Krieg, das Nachkriegsdeutschland den Juden gegenüber." Später konnten sie in eine - für neun Personen sehr kleine - Wohnung umziehen. "Und so haben wir also tatsächlich gelebt, bis die Entschädigungsgelder kamen vom Bundesentschädigungsamt, was ja ein jahrelanger Kampf ist, bis man alles beweisen kann oder glaubwürdig machen kann." Ob das Bundesverdienstkreuz für Felix Rottberger als kleine Entschuldigung für dieses Verhalten der jungen Bundesrepublik gelten kann?

Die hier zitierten Erinnerungen von Felix Rottberger stammen aus dem Band "Wenn wir weg sind, ist alles nur noch Geschichte", der im Auftrag von Radio Dreyeckland herausgegeben wurde und bei uns auch erhältlich ist. Ein Gespräch mit Felix Rottberger zu seiner Auszeichnung könnt Ihr demnächst hier hören.

(JW)