Brandanschlag in Solingen

Brandanschlag in Solingen

1993_Solingen_Brandanschlag_2.jpg

gemeinsame Demonstration von Deutschen und Türken am Tatort des Brandanschlages von Solingen (29.Mai 1993, Untere Wernerstraße)
gemeinsame Demonstration von Deutschen und Türken am Tatort des Brandanschlages von Solingen (29.Mai 1993, Untere Wernerstraße)
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In Solingen, einer Stadt in Nordrheinwestfalen wurde in der Nacht von Dienstag den 19. Oktober 2021 auf Mittwoch den 20. 10. ein Brandanschlag auf eine deutsch-türkische Familie verübt. Um 2 Uhr in der Nacht zum Mittwoch befand sich eine Mieterin der Wohnung in der Nähe der Balkontür, als der Brennkörper auf den Balkon flog. Das entstandene Feuer löschte die Betroffene und informierte anschließend die Polizei. Bei der Löschaktion zog sie sich leichte Verletzungen zu.

In einer ersten Polizeimeldung vom Mittwoch werden keinerlei Angaben zur Nationalität der Betroffenen getroffen und erklärt man ermittele in alle Richtungen. Nach ersten Ermittlungen stehen zwei Jugendliche unter Tatverdacht. Der Hauptverdächtige 14-jährige wurde durch Aussagen des zweite Jugendlichen belastet und stand am Donnerstag zur Anklage.

In der ersten Pressemitteilung erwähnt die Polizei die Nationalität der betroffenen Familie nicht und verschweigt somit weiterhin mögliche rassistische Motive. In der Folgemitteilung werden die laufenden Ermittlungen beschrieben und es heißt: “Hinweise auf eine fremdenfeindliche Tat liegen zurzeit nicht vor.”

 

Im Umfeld des Tatorts wurde eine OP-Maske mit verfassungswidrigen Symbolen sichergestellt. Auf ihr sind zwei Hakenkreuze zu sehen und die Aufschrift “SS” zu lesen.

Dieses Beweisemittell fließe nach Angaben der Behörden “in die Bewertung mit ein, lässt einen direkten Zusammenhang [zu einer fremdenfeindlichen Tat] zum jetzigen Zeitpunkt allerdings nicht erkennen.“

Besonders durch den Kontext des tödlichen Brandanschlags auf das Familienhaus der deutsch-türkische Familie Genç im Jahr 1993 wirken die fehlenden Informationen in der Polizeimeldung als wurde die Geschichte dieser Stadt vergessen. Birgül Demirtaş schreibt dazu auf Twitter:

“Ich habe die Familie aufgesucht. Alle Betroffenen haben Angst und die Erinnerungen an 1993 ist auf Solinger Straßen erwacht. Die Mutter stand an der offenen Balkon Tür als das Molotowcocktail geschmissen wurde. Alle stehen noch unter Schock.“

 

Beim Anschlag am 29. Mai 1993 wurden fünf Menschen ermordet (Gürsün İnce, Hatice Genç, Gülüstan Öztürk, Hülya Genç, Saime Genç) und 17 Weitere in unterschiedlichem Grad verletzt. Im Jahr zuvor kamen bei einem rechtsextrem motivierten Mordanschlag von Mölln zwei Mädchen und ihre Großmutter ums Leben. Diese Taten reihen sich in eine Serie an Anschlägen in den frühen Neunzigern ein, zu der auch die Ausschreitungen von Hoyerswerda und die rassistischen Angriffen in Rostock-Lichtenhagen gehören.