Auch nach Todesschüssen wird die Praxis nicht überdacht

Auch nach Todesschüssen wird die Praxis nicht überdacht

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Landschaft (Der Winter) von Kasimir Sewerinowitsch Malewitsch, gest. 1935, Bild in Museum Ludwig, Köln
Lizenz: 
Public Domain
Quelle: 
Wikipedia

Der Tod eines 61-jährigen Mannes durch Polizeikugeln in der Küche einer betreuten Wohngruppe des Reha-Vereins in Emmendingen wirft noch immer Fragen auf. War es richtig, überhaupt die Polizei zu rufen, obwohl der Mann von Anfang an niemanden bedrohte? Wie wurde aus einer harmlosen Situation eine todbringende Szene? Wie sich mittlerweile aus verschiedenen Quellen verdichtet, hat er lediglich laut gebrüllt, weil ihm etwas nicht gefiehl und damit nicht gleich aufgehört. Warum wurde das der Polizei nicht kommuniziert oder wenn es kommuniziert wurde, warum stürzten die beiden Polizisten mit gezogener Waffe in die Küche und schrien ihrerseits den Mann an, er solle ein Messer weglegen, dass er am Küchentisch sitzend in der Hand hielt? Beim Reha-Verein will man jedenfalls keine Konsequenzen für den Umgang mit solchen Situationen ziehen, wie der Geschäftsführende Vorstand des Reha-Vereins Norbert Klein-Allstedde auf Anfrage von RDL mitteilte. Klein-Allstedde sieht lediglich das Zusammenkommen einer Reihe unglücklicher Zufälle als Ursache.

Radio Dreyeckland sprach mit Wolfgang Grün, der seit annähernd 20 Jahren im psychiatirschen Bereich arbeitet und auch als Betreuer tätig ist. HörerInnen von Radio Dreyeckland wird auch seine Mitarbeit beim Arbeitsweltradio von RDL vertraut sein. Wolfgang Grün legt vorallem Wert auf eine besondere Schulung der Mitarbeiter und auch der Polizei. Dass man nach einem solchen Vorfall einfach weitermacht, findet er zu einfach.

 

Zu diesem Beitrag, möchte ich noch kurz etwas teilweise in eigener Sache sagen. Eigentlich wollten wir zunächst den Leiter des Reha-Vereins Klein-Allstedde selbst zu Wort kommen lassen. Herr Klein-Allstedde sagte, er sei zu einem Interview bereit, wenn ein Beitrag von Radio Dreyeckland mit dem Titel „Meinungsverbrechen“ aus dem Internet gelöscht werde. Der Beitrag, indem zwei ehemalige Klienten des Reha-Vereins zu Wort kommen, wurde am 17. Juli 2012 bei RDL gesendet.

Der Titel machte auch mich stutzig, doch es stellte sich heraus, dass es sich nicht um den Titel eines Beitrags oder einer Sendung bei RDL handelt, sondern um eine unabhängige Webseite „Meinungsverbrechen.de“ vielleicht auch als „Meinungsverbrechende“ eine Selbstbezeichnung. Diese Seite hatte den Beitrag von RDL übernommen. Ich habe Herrn Klein-Allstedde dies mitgeteilt, aber er bestand weiter auf Löschung. Ich habe ihn auf die Möglichkeit einer Gegendarstellung hingewiesen. Klein-Allstedde ist darauf nicht eingegangen und wollte weiter, dass zumindest dafür gesorgt werde, dass der Beitrag bei Google nicht ganz oben stehe. Ich finde eine Gegendarstellung oder von mir auch angeboten, in unserer Sendung noch mal über den Fall zu reden, wäre die angemessene Form. Die Löschung eines Beitrages, der keine schwerwiegenden journalistischen Mängel aufweist, bedeutet dagegen Zensur. Auch steht die Forderung nach Löschung im krassen Gegensatz zu der Tatsache, dass Klein-Allstedde in nahezu 5 Jahren keine Gegendarstellung gefordert hat. Herrn Allstedde steht es offen, seine Darstellung zu den Vorwürfen abzugeben.

Wer wissen will, welcher Beitrag gelöschtt werden sollte, findet ihn hier:https://rdl.de/beitrag/koo-koo-magazin-gegen-zwangspsychiatrie-und-f%C3%BCr-selbstbestimmte-tagesstruktur

jk