Wenn die Erinnerungspolitik versagt: Der lange Schatten des Krieges „Nigeria gegen Biafra“

Der lange Schatten des Krieges „Nigeria gegen Biafra“

2020 jährt sich das Ende des nigerianischen Bürgerkrieges zum 50. Mal. Am 15. Januar 1970 endete der Biafra-Krieg – oder, wie andere sagen, die Sezession. Nach 30 Monaten militärischer Auseinandersetzungen zwischen den Streitkräften der Zentralregierung Nigerias und denen der als abtrünnig bezeichneten Ostregion des Landes kapitulierte Biafra, das zuvor monatelang durch eine Blockade eine schwere Versorgungskrise erlitt.

Was war geschehen - was bewegt die Bewegung für mehr Unabhängigkeit in "Biafra" heute?

Über die Zahl der Opfer gibt es bis heute keine gesicherten Erkenntnisse. Die meisten Schätzungen gehen von rund zwei Millionen Toten aus. Dabei starben die meisten Menschen nicht an den direkten Folgen der militärischen Kämpfe, sondern am Hunger.

Der Konflikt war und ist in vielerlei Hinsicht ein Lehrstück der Geschichte. Zum einen war es der erste Sezessionskrieg im postkolonialen Afrika. Zudem war es die erste Hungersnot, die täglich in die Wohnzimmer der Europäer übertragen wurde. Eine zivile Luftbrücke versuchte, die Menschen in Biafra vor dem Hungertod zu retten - es kam zu einer der größten humanitären Hilfsaktionen nach dem Zweiten Weltkrieg. Der Hunger wurde zum Medienereignis und Mittel der Kriegsführung beziehungsweise der Propaganda. Für die Hilfsorganisationen wurden die drastischen Bilder von hungernden Kindern zum festen Bestandteil der Spendenwerbung.

Was war dem Krieg vorausgegangen, wie kam es zu der einseitigen Unabhängigkeitserklärung der nigerianischen Ostprovinz? Wie haben die postkolonialen Machtverhältnisse den Kriegsverlauf beeinflusst? Und was - außer den Bildern von Hunger und Hilfe - ist vom Krieg in Biafra in Erinnerung geblieben? 19:54