Mor Cati, das einzig autonome Frauenhaus in Istanbul

Mor Cati, das einzig autonome Frauenhaus in Istanbul

Wie sieht Feminismus eigentlich in der Türkei aus? Mit dieser Frage beschäftigt sich unser nächster Beitrag.
In den 1980er Jahren, nach dem Militärputsch, begannen Frauen sich in
sogenannten „bewusstseinsfördernden Gruppen“ in Großstästen wie Ankara, Istanbul und Izmir zu organisieren. Ihre Themen waren u.a. die Analyse der patriachalen Gesellschaft innerhalb der Linken, die Kritik am Konzept der türkischen Familie und das damit verbundene geschlechterspezifische Rollenverhalten. Feministische Zeitschriften und Kampagnen für die Selbstbestimmung über den weiblichen Körper entstanden in dieser Zeit. 1987 gab es die erste öffentliche Demonstration gegen männliche Gewalt.
Seither ist viel passiert: In der Türkei existieren derzeit über 250 Frauengruppen mit unterschiedlichen feministischen Ansätzen. Die Formierung von Homo-, Bisexuellen und Transgenderbewegungen stellt darüber hinaus eine Weiterentwicklung feministischer Perspektiven dar.
Trotz aller Differenzen gibt es aber auch gemeinsame Ziele und Forderungen: Zum Beispiel die Förderung von sozial schwachen Frauen, die von Gewalt in der Familie, Analphabetismus oder Arbeitslosigkeit betroffen sind. Für diese Frauen macht „Mor Cati“, zu deutsch: „lila Dach“ sich stark. Es ist das einzige autonome Frauenhaus in Istanbul.
Im November 2010 traf Anne von coloRadio Dresden Vera zum Interview in einer Kneipe im Istanbuler Stadtteil Beyoglu. Sie studiert an der Alice-Salomon-Fachhochschule in Berlin Soziale Arbeit im 5.Fachsemester und macht ein Praktikum bei Mor Cati.
Anne fragte sie zunächst, wie sie auf Mor Cati aufmerksam wurde.