Für ein antifaschistisches 2021!: Mehr als 200 Menschen demonstrieren durch Freiburg

Mehr als 200 Menschen demonstrieren durch Freiburg

Antifa-Demo leitet das Jahr 2021 ein

Eine antifaschistische Demo zieht über die Bertoldstraße.
Antifa in die Offensive!
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JR/RDL

"Für ein antifaschistisches 2021!" - so titelte der Aufruf der Antifaschistischen Jugend Freiburg. Mehr als 200 Menschen folgten diesem und versammelten sich am 9.1.21 vor dem Bertoldsbrunnen zur Kundgebung und Demonstration. Die Versammlung begann mit einer Rede von der Gruppe Ekib - Energiekämpfe in Bewegung. Darin wurde deutlich gemacht, dass Kämpfe für Klimagerechtigkeit und Antifaschismus zusammen gehörten. 6:05 Die Rede wurde kurz unterbrochen, da Robert Hagerman, ein Rechtsextremer, der sich aktuell vor Gericht wegen gefährlicher Körperverletzung verantworten muss, am Rande der Kundgebung Demonstrierende abfilmte. Hagerman wurde von der Polizei abgeschirmt und verließ im Laufe der Auftaktkundgebung die Szene.

Anschließend formierte sich ein Demonstrationszug, der in Richtung Platz der Alten Synagoge ziehen wollte. Die zahlenmäßig moderat eingesetzte Polizei hatte der Demonstration zur Auflage gemacht nicht-medizinische Masken zu tragen und 1,5 m Abstand zueinander einzuhalten. Außerdem solle ein Versammlungsleiter genannt werden, andernfalls dürfe der Zug nicht loslaufen. Nachdem eine Ansprechsperson den Weg der Demonstration kommunizierte konnte es los gehen. Die Demospitze wurde derweil bereits zu Anfang von der Polizei gefilmt, was nicht deeskalierend wirkte.

Der Demonstrationszug führte zunächst über die Bertoldstraße und bog am Platz der Alten Synagoge rechts in den Rotteckring. Auf Höhe der Rathausgasse kam es zu einer weiteren Konfliktsituation, in der ein mutmaßlich Rechtsextremer der Demonstration die White-Supremacy-Parole "You/Jews will not replace us" entgegenrief. Nach einer antifaschistischen Intervention forderte auch die Polizei den Rechten dazu auf, den Ort zu verlassen. Er kam der Aufforderung nach.

Die Demonstration verlief im weiteren Verlauf ohne Zwischenfälle. Am Fahnenbergplatz bog sie nach links und zog über die Friedrichstraße und die Breisacher Straße bis in den Stühlinger. Über die Escholzstraße ging es bis zur Engelbergstraße und dann auf den Stühlinger Kirchplatz, wo die Abschlusskundgebung stattfand. Dort hielten eine Einzelperson und die Antifaschistische Jugend jeweils eine Rede, in der sie u.a. die Vorgänge von Racial Profiling durch die Polizei thematisierten. In der AJF-Rede wurden die Ereignisse des letzten Jahres zusammengefasst. Die Räumung der Liebig34 in Berlin, die bundesweite staatliche Repression gegen Antifaschist:innen und Hausbesetzer:innen, die Hetze der AfD mit dem lokalen Nazianwalt Dubravko Mandic, aber auch die "Querdenken"-Versammlungen und andere rechte Bewegungen, wie der rassistische Anschlag in Hanau führt für die Redenden zu dem Schluss, dass 2020 ein katastrophales Jahr gewesen sei. Abschließend hieß es: "Doch 2020 hat auch gezeigt, dass konsequenter Antifaschismus Wirkung zeigt. So hatte die AfD in Freiburg und Umgebung wenig zu lachen. In Baden-Baden, Steinen und am 2. Mai in Freiburg gestaltete sich die Abreise der Nazis für diese eher unerfreulich, in Lörrach sagte Mandic eine Kundgebung aufgrund eines starken antifaschistischen Gegenprotests kurzfristig ganz ab." Die AJF schloss ihre Rede mit den Worten: "Lasst uns daran in diesem Jahr anschließen! Ob am AfD-Wahlstand, bei einer Querdenken-Veranstaltung oder auf der Straße, lasst uns antifaschistisch leben, lasst uns kämpfen für eine bessere, eine solidarische Welt und gegen den Faschismus!"

Über den gesamten Verlauf des Protestes wirkte die Demonstration entschlossen und machte durch Parolen laut auf sich aufmerksam. Neben den gängigsten antifaschistischen Parolen wurde auch eine solidarische Lösung der Corona-Pandemie gefordert. Unter anderem mit der Parole: "Schützt die Menschen - nicht die Wirtschaft." 8:02

Die Einsatzkräfte der Polizei stoppte die Demonstration im Verlauf mehrere Male, um die weitere Demonstrationsroute abzusprechen. Das Spalier an der Frontseite der Demonstration verlangsamte zudem das Schritttempo. Auch der wiederholten Aufforderung durch Demonstrant:innen einen größeren Abstand zur Demospitze einzuhalten kamen die Polizist:innen nicht nach. So konnte im vorderen Teil der Demonstration die Infektionsschutzmaßnahmen nicht gänzlich eingehalten werden. Weiter hinten, wo keine Polizeieinheiten anwesend waren, konnten sich die Demonstrant:innen jedoch mit den nötigen Abständen zueinander bewegen.

Auch wenn die Taktik der Polizei einen konsequenten Infektionsschutz verhinderte und das mehrmalige Abfilmen der Demonstrationsspitze und die Nähe zur Demonstrationsfront die Situation zeitweise anspannte, verhielten sich die Kräfte weitgehend deeskalativ.

Resümierend kann die Demonstration als Erfolg gewertet werden. Mehrere Hundert konnten emanzipatorische Inhalte auf die Straße tragen und bewiesen, dass im Gegensatz zu "Querdenken"-Versammlungen auch vernünftig ablaufende Demonstrationen in Pandemie-Zeiten stattfinden können.