Am gestrigen Donnerstag demonstrierten Zehntausende separatistischen Katalanen in Brüssel für die Befreiung inhaftierter Separatisten und für europäische Unterstützung. Die belgische Polizei ging von 45.000 Demonstrierenden aus. Die allermeisten Teilnehmerinnen leben aber nicht in Belgien, sondern reisten extra von Katalonien nach Brüssel mit Hunderten Bussen, Flugzeugen und Zügen. Laut Radio Dreyecklands Katalonien-Korrespondenten Ralf Streck stoppten die spanischen Behörden jedoch einen Zug mit Demonstrierenden vor der französischen Grenze und hinderten sie so daran, zur Brüsseler Demonstration anzureisen. Die Demonstration endete vor dem Europäischen Parlament.

Die Demonstration fand mitten im katalanischen Wahlkampf statt, während mehrere separatistischen Politikerinnen immer noch inhaftiert sind. Brüssel gilt gleichzeitig als europäische Hauptstadt und als Ort, an dem sich der abgesetzte katalanische Regierungschef Puigdemont und vier seiner Minister im Exil befinden. Die Demonstration war gleichzeitig eine gemeinsame Wahlkampfveranstaltung aller drei separatistischen Parteien Kataloniens. Puigdemont sprach als Spitzenkandidat seiner konservativ-separatistischen Partei "Gemeinsam für Katalonien" neben einer Vertreterin der linksrepublikanischen ERC und einem Vertreter der basisdemokratisch-separatistischen CUP.

Seit der Unabhängigkeitserklärung der katalanischen Regierung und des Parlaments hat die spanische Zentralregierung die Region unter Zwangsverwaltung gestellt und Neuwahlen angeordnet. Die spanische Justiz ermittelt ausserdem gegen die abgesetzten katalanischen Minister und separatistische Parlamentarierinnen wegen ihrer einseitigen Unabhängigkeitserklärung, die verfassungsrechtlich nicht erlaubt ist.

(mc)