Wird AKW-Projekt Belene doch realisiert? | "Grünes" Signal am Fukushima-Jahrestag

Wird AKW-Projekt Belene doch realisiert? | "Grünes" Signal am Fukushima-Jahrestag

Sofia (LiZ) - Die bulgarische Regierung beabsichtigt offenbar, ein von UmweltschützerInnen bekämpftes Atomkraftwerk bei Belene an der Donau doch noch bauen lassen. Eine Woche nach einem Besuch von Rußlands Regierungs-Chef Dmitri Medwedew veröffentlichte das Energie- und Atom-Ministerium in Sofia heute (11. März) eine Einladung an Investoren. Im Jahr 2012 hatte die Regierung des damaligen Ministerpräsidenten Boyko Borisow aus Kostengründen das gemeinsam mit dem russischen Konzern Atomstroyexport vorangetriebene AKW-Projekt Belene abgesagt.

Zwischenzeitlich hatte die burgarische Regierung sogar versucht, das Inventar des halbfertigen Atomkraftwerks an den Iran zu verkaufen (Siehe unseren Artikel v. 23.06.16). Doch nun legt Sofia das AKW-Projekt als ein bulgarisches Vorhaben ohne staatliche Bürgschaften neu auf und gibt damit "grünes" Licht. Der russische Ministerpräsident Medwedew bekundete Rußlands Bereitschaft, daran teilzunehmen. Die russische Atombehörde Rosatom habe große Erfahrung bei ähnlichen Projekten, versicherte Medwedew Anfang März in Sofia.

Zu den Interessenten gehören dem Vernehmen nach neben Rosatom auch der französische Atom-Konzern Framatom sowie General Electric aus den USA, der chinesische Atom-Konzern CNC und die Korea Hydro & Nuclear Power (KHNP).

Die japanischen Konzerne Hitachi und Mitsubishi haben sich weltweit aus AKW-Projekten - so in Großbritannien und der Türkei zurückgezogen. In ungewohnter Offenheit wurden als Begründung die hohen Risiken und Kosten genannt. Westinghouse, Atom-Tochter von Toshiba und Japans dritter AKW-Bauer, ist pleite. Zuvor hatte Toshiba den schon 1999 pleitegegangenen US-amerikanischen Atom-Konzern Westinghouse aufgekauft. Genau gesagt: Die nukleare Sparte ging bereits 1998 an British Nuclear Fuels, wurde in Westinghouse Electric Company umbenannt und war von 2006 bis zur Insolvenz im März 2017 Teil des Toshiba-Konzerns.

Trotz den Bemühungen des japanischen Premierministers Shinzo Abe ist Japan de facto raus aus dem AKW-Geschäft.

Zurück nach Bulgarien: Die potentiellen AKW-Investoren sollen binnen 90 Tagen entscheiden, ob sie an der Ausschreibung teilnehmen wollen. Belene wäre das zweite Atomkraftwerk in Bulgarien nach Kosloduj, das nach sowjetischer Bauart in der Ära der UdSSR ebenso an der Donau gebaut wurde. UmweltschützerInnen warnen, daß der Standort Belene in einem Gebiet mit Erdbebengefahr liegt.