Taliban laden ehemalige Ortskräfte vor Tribunal - Familien bedroht

Taliban laden ehemalige Ortskräfte vor Tribunal - Familien bedroht

Nach einem Bericht des niederländischen öffentlich-rechtlichen Rundfunk- und Fernsehsenders NOS haben die Taliban ehemaligen Ortskräften, bzw. deren Angehörigen, Schreiben zugestellt, in denen den Angehörigen schwere Strafen angedroht werden, wenn die ehemalige Ortskraft nicht vor einem "Tribunal" erscheint. Der Sender zeigt auch ein solches Schreiben. Es richtet sich an die Angehörigen eines Dolmetschers, der für die europäische Polizeibehörde Europol gearbeitet hat. In dem Schreiben wird ihm vorgeworfen von Ausländern "entehrendes und verbotenes Geld" genommen zu haben. In einem anderen Brief soll es heißen: "Wir werden uns rächen. Wenn es uns nicht gelingt, sie zu fassen, dann werden wir das mit ihren Angehörigen regeln." Es ist nicht klar, ob solche Schreiben im ganzen Land verschickt wurden und bisher gibt es keine zweite Quelle für diese Nachricht. Doch NOS ist eine seriöse Quelle und man muss sie wohl leider sehr ernst nehmen.

 

Wenn es sich bei den Schreiben nicht um Einzelfälle handelt - auch das wäre sehr schlimm - dann sind die Taliban gerade dabei ihr Versprechen einer Amnestie für die ehemaligen Ortskräfte zu brechen. Die ehemaligen Ortskräfte und ihre Angehörigen werden völlig im Unklaren darüber gelassen, welche Strafen ihnen drohen. Dabei sind die Taliban für härteste Strafen bekannt.

 

Zur Erinnerung, falls dies nötig ist: Die deutsche Bürokratie hat bereits lange vor dem Abzug damit begonnen, die Zahl eventuell zu schützender Ortskräfte zu drücken, indem Ortskräfte gezwungen wurden als selbständige Unternehmer zu fungieren (z. B. mit Büro im Camp der Bundeswehr). Ferner wurden nur die Ortskräfte berücksichtigt, deren Anstellung nicht schon etwas zurück lag. Die Ausstellung von Visa für die Berechtigten verlief äußerst schleppend. Schließlich beteiligte sich (trotz der aufrechten Enthaltung der Linken) die Bundeswehr an der Rettungsaktion in Kabul und lobte sich danach kräftig selbst. Unter den so geretteten befanden sich aber nur wenige afghanische Ortskräfte und die Aktion wurde ein zwei Tage abgebrochen bevor Frankreich und Großbritannien ebenfalls abgerückt sind. Zurück blieben tausende Menschen in purer Verzweiflung.

jk