Türkei lässt syrische Rebellen offenbar fallen

Türkei lässt syrische Rebellen offenbar fallen

Nach einer Quelle, die der syrischen Opposition nahesteht, haben Vertreter der Türkei syrischen Rebellengruppen gesagt, dass Assad und Russland eine militärische Lösung für das Rebellengebiet um Idlib wollten. Der türkische Außenminister Mevlüt Davutoglu soll ihnen gesagt haben, sie müssten sich selbst verteidigen. Diese Nachricht ist nicht bestätigt und wird es vielleicht nie werden, sie passt aber gut zu dem ungewöhnlichen Schweigen Ankaras zu der gegenwärtigen Offensive des russisch-syrischen Truppen.

Am 7. Januar war Putin unangekündigt nach Damaskus gereist und am 8. Januar nach Istanbul zu Erdogan. Darauf begann die sicher lange vorbereitete Offensive gegen die Rebellen. Seither wurden zahlreiche Orte mit Flugzeugen und sogenannten "Fassbomben" aus Hubschraubern bombardiert oder mit Artillerie und Raketen beschossen. Dazu kommen immer heftigere Kämpfe am Boden. Nach UN-Angaben sind 350 000 Menschen Richtung türkische Grenze geflohen. Die Grenze ist für sie verschlossen. Vor einigen Tagen hat die syrische Luftwaffe Flugblätter üder Idlib abgeworfen, in denen die Bewohner*innen der Provinz aufgefordert werden, durch drei "sichere Korridore" auf Assads Seite zu kommen. Dort droht ihnen aber potentiell Verfolgung. Junge Männer würden wohl zum Militärdienst eingezogen, um nun für das Regime zu kämpfen, das sie ablehnen.

Das Rebellengebiet wird heute hauptsächlich on der Hai'at at-tahrir asch-scham (Komitee zur Befreiung Syriens, HTS) verteidigt. Die HTS ist ein islamistischer Al-Qaida-Ableger. Die Dominanz der HTS hängt auch damit zusammen, dass Erdogan viele andere Kämpfer für andere Ziele in Syrien und neuerdings in Libyen abgezogen hat. Neben den Islamisten gibt es aber in Idlib auch viele Anhänger*innen, der ursprünglichen Opposition. Sie lehnen die islamistische HTS und ihre zum Teil ausländischen Kämpfer ab, haben aber nicht die Mittel sich gegen die HTS oder Assad zu verteidigen.

Die Türkei hat aufgrund des Astana-Abkommens mit Russland eine Reihe von Militärposten in Idlib und immer den Eindruck erweckt, sie würde das Gebiet beschützen. Das hat sie jetzt entweder als nicht realistisch aufgegeben oder es gab einen Deal zwischen Erdogan und Putin.

Aus einer anderen Quelle kommt die unbestätigte Nachricht, die Türkei habe mit der Ansiedlung syrischer Flüchtlinge in den von ihr mit Trumps Wohlwollen gerade eroberten Grenzstädten Ra's al-Ayn und Tell Abyad begonnen. Die ursprüngliche Bevölkerung, die hauptsächlich aus Kurd*innen und christlichen Gruppen bestand, musste im Oktober fliehen.

jk