Die syrisch-kurdische YPG-Miliz hat gestern den Abzug von weiteren 1700-Kämpfern, bzw. Kämpferinnen vom Kampf gegen den sogenannten Islamischen Staat angekündigt. Auch eine mit der YPG verbündete linke syrische Gruppe will ihre Kämpfer vom Euphrat abziehen und nach Afrin schicken. Schon in den letzten Wochen hat die YPG zum Leidwesen der USA wegen Afrin immer mehr Truppen vom Kampf gegen den Islamischen Staat abgezogen.

Trotz der vom UN-Sicherheitsrat für ganz Syrien verlangten 30-tägigen Waffenruhe hat die Türkei ihre Angriffe auf das kurdische Gebiet verstärkt. Nach 7 Wochen sucht die Türkei nun offenbar mit der Erstürmung der Stadt Jindires eine Vorentscheidung. Jindires hatte vor dem Bürgerkrieg 14 000 EinwohnerInnen und war damit die zweitgrößte Stadt im Bezirk Afrin nach dem Hauptort Afrin selbst. Gestern wurde Jindires von der türkischen Luftwaffe schwer bombardiert. Anschließend wurde das Gebiet von Kampfdrohnen beobachtet, die ein Vordringen zu Toten und Verletzten praktisch verhinderten. Anscheinend erwartet die kurdische Seite nun eine Entscheidungsschlacht um Jindires. Nach der Einnahme von Jindires wäre es der Türkei möglich, Afrin gänzlich abzuschneiden.

In einer Analyse von drei türkischen Luftangriffen auf das Gebiet von Afrin ist die angesehene Menschenrechtsorganisation Human Wrights Watch zu dem Ergebnis gekommen, dasss alleine bei diesen drei Angriffen 26 Zivilisten getötet wurden, darunter 17 Kinder. Die Türkei ihrerseits beschuldigt die YPG Zivilisten als menschliche Schutzschilde zu gebrauchen. Außerdem sollen 7 Zivilisten bei Raketenangriffen der YPG auf türkisches Gebiet gestorben sein. Alle diese Angriffe fanden aber erst nach Beginn der türkischen Invasion statt. Bis dahin war Afrin der Teil Syriens, der am wenigsten unter dem Bürgerkrieg gelitten hatte.