Ärztekammer Sachsen erwartet Triage-Entscheidungen Ende dieser Woche

Ärztekammer Sachsen erwartet Triage-Entscheidungen Ende dieser Woche

Triage, also die Vernachlässigung der Versorgung bestimmter Patienten zu Gunsten anderer in einer Notfallsituation, steht in Sachsen unmittelbar bevor. Gegenüber dem Portal Watson erklärte der Präsident der Landesärztekammer Sachsen, Erik Bodendiek, dass Triage-Entscheidungen unmittelbar bevorstünden: "Wir erwarten, dass am Ende der Woche einzelne Kliniken vor dieser Entscheidung stehen. Die Entscheidung, welcher Patient welche Therapie bekommt, treffen die behandelnden Ärzte vor Ort.“ Die Kriterien seien „Indikation und Behandlungserfolg und gegebenenfalls eine Patientenverfügung“. Bereits vor einer Woche sprach der Direktor der Klinik I für Innere Medizin am Universitätsklinikum Köln, Michael Hallek, gegenüber dem Ärzteblatt von einer weichen Triage: „Wir haben schon heute eine weiche Triage, die zum Beispiel dann eintritt, wenn ein Herzinfarktpatient eine Stunde im Rettungswagen herumgefahren wird, der kein Krankenhaus mit einem freien Intensivbett findet“, sagte Halek. Eine Verschlechterung der Versorgung sei im Süden und Osten Deutschlands bereits eingetreten.

 

Nach Bodendiek leiden bereits andere Patienten unter der Belastung des Gesundheitssystems durch die Corona-Epidemie. Gegenüber Watson sagte Bodendiek: „Wir haben nun deutliche Hinweise, dass die im letzten und auch in diesem Jahr stattgefundenen 'Kapazitätsfreihaltungen' oder auch die Angst vor einer Infektion in Praxen und Kliniken und dadurch nicht stattgefundene Behandlungen zu schlechteren Verläufen beispielsweise bei Tumorerkrankungen oder auch Schlaganfällen geführt haben."

 

Unter dem Hashtag #Gib_der_Pandemie_ein_Gesicht tauschen Betroffene ihre Erfahrungen mit dem Gesundheitssystem in den letzten zwei Jahren aus. Darunter befinden sich Menschen mit chronischen Erkrankungen und auch mit der Diagnose Krebs, die fürchten, keinen Behandlungsplatz zu bekommen, wenn sie ihn brauchen.