Geschichte der Arbeiter*innenbewegung in Freiburg: "Rote Kleidungsstücke wurden einem sofort abgenommen."

"Rote Kleidungsstücke wurden einem sofort abgenommen."

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Das alte Gewerkschaftshaus am Schwabentorring
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CC BY 3.0 DE - Foto: Willy Pragher, Landesarchiv Baden-Würrremberg

Auch wenn Freiburg nie eine große Industriestadt war, entstand wider Erwarten eine Arbeiter*innenbewegung. Mitten im ersten Weltkrieg traten beispielsweise die Arbeiter*innen der Möbelfabrik Dietler in den Streik, dort wo jetzt die Dietlerpassage ist. Anderenorts organisierten sich zahlreiche Arbeiter*innen in Vereinen wie der Freien Turnerschaft oder dem Arbeiterradiobund, wo sich Arbeiter*innen trafen, um gemeinsam Radio zu hören 1.

RDL hat den Freiburger Historiker Rüdiger Binkle auf dem Stadtrundgang zur Geschichte der Arbeiter*innenbewegung begleitet.

Knopfhäusesiedlung 3:38: Jeremias Riesler baute Häuser für Arbeiter*innen, auch um das "gefährliche Proletariat" zu befrieden. Heute befürchten die Bewohner*innen verdrängt zu werden.

Fabrikstraße 4:14: Die Fabrikstraße heißt so nicht ohne Grund, das Industriegebiet befand sich früher hauptsächlich in der Oberau in der Nähe der Dreisam.

Karthäuserstraße 6:27: Hier stand die Textilfabrik Metz. Fabrikant Carl Metz forderte dort von seinen Arbeiter*innen Gehorsam, Fleiß und das 12 Stunden Arbeit pro Tag.

Black Forest Hostel 1:25: Wo sich heutzutage friedlich Tourist*innen aus der ganzen Welt tummeln, mussten während dem Dritten Reich zahlreiche Zwangsarbeiter*innen unter unmenschlichen Bedingungen schuften.

Granatgässle 4:30: Hier befanden sich im Mittelalter, Granatschleifer, die Edelsteine schliffen. Bis sie Opfer einer frühen Globalisierung wurden.

Café Atlantik 4:43: In der ehemaligen Brauerei Neumeyer fanden früher Streikversammlungen statt.

Schwabentorring 9:21: Hier stand früher das Gewerkschaftshaus. Als die Nationalsozialist*innen die Macht übernahmen, wurde das Haus brutal geräumt.

Konviktgasse 5:34: Wo jetzt teure Boutiken sind, lebten früher viele Arbeiter*innen. Unter anderem Luise Greuther, die 1919 erste SPD-Abgeordnete aus Freiburg wurde.

Wirtschaft Wolfshöhle 2:26: An dieser Stelle stand früher das Naturfreundehaus, dort organisierten Arbeiter*innen ihre Ausflüge an die frische Luft. In der Natur wandern gehen zu können war damals keine Selbstverständlichkeit.

Schusterstraße 2:32: Der jüdische Sozialdemokrat Max Meyer musste während der NS-Zeit seinen Laden verkaufen und fliehen.

Harmonie 3:23: Die ersten Streiks in Freiburg fanden im Druckereigewerbe statt.

Casino Freiburg 4:08: In der ehemaligen Gambrinushallen fanden Versammlungen zum ersten Mai statt, unter scharfer Beobachtung von Polizeispitzeln.

Holzmarkt 4:05: Während des Generalstreiks im Februar 1919 nahmen bis zu 10.000 Menschen an der Abschlusskundgebung am Holzmarkt teil.


 

1) Wir sind uns sicher, hätte Radio Dreyeckland damals schon gesendet, dann wäre 102,3 Mhz in Dauerschleife gelaufen.