Polizeigewalt in Offenburg: Gambier wurde bei Festnahme mit Knie im Nacken fixiert

Gambier wurde bei Festnahme mit Knie im Nacken fixiert

Polizeibeamte haben am Donnerstag in Offenburg einen 31-Jährigen Mann aus Gambia festgenommen. Zuvor waren mehrere Notrufe eingegangen, weil er nackt auf der Hauptstraße unterwegs gewesen sein soll, so die Polizei. Ein Beamter soll nach Augenzeugenberichten bei der Festnahme minutenlang auf dem Hals des Mannes gekniet haben. In einem Video ist die Festnahme des Mannes durch die beiden Polizisten in Zivil zu sehen. Um den Mann zu überwältigen, gehen die Zivilpolizisten mit einem sichtbar hohen Maß an Gewalt vor, wie es die Aufnahmen zeigen.

Offensichtlich unbewaffnet aufgrund seiner Nacktheit sollen mehrere Menschen einen Notruf bei der Polizei abgesetzt haben.

Rafael Behr, von der Hochschule der Polizei Hamburg stellt unverhältnismäßiges Verhalten der Beamten in Zivil fest und leitet von den Videoaufnahmen ein zu harsches Vorgehen der beiden Poliziaten ab.

SWR aktuell:

In einem Beitrag des Südwestrundfunk werden die Polizeimeldung und die Einschätzung Behrs gegenübergestellt. Auch die Staatsanwaltschaft wird mit ihrem Statement abgebildet. Der gewählte Fokus der Polizeimeldung wird wiederholt und mögliche Merkmale des Festgenommenen aneinander gereit. Wiederholtes Erwähnen der vermuteten psychischen Gesundheitsprobleme des Mannes, seiner vermeintlichen Trunkenheit und seiner Nacktheit bleiben im gängigen Muster der Polizeimitteilung, um strafrechtlich relevante Indizien zu liefern. Derzeit ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen die beiden Beamten.

Der Beitrag schließt mit den rassistischen Worten die dem Verhalten des 31-Jährigen das vielleicht kooperativere Verhalten eines „weißen, nackten Offenburgers“ gegenüberstellt. Zuvor betont der sogenannte Experte noch einmal, dass ein rassistisches Motiv für ihn nicht erkennbar sei.


Lahrer Zeitung:

Im Ressort Ortenaukreis stellten Felix Bender und Marco Armbruster von der LZ einen ebenfalls recht umfänglichen Bericht des Tathergangs und der Reaktionen seitens der Polizei und der Staatsanwaltschaft. Zudem flossen Nachfragen bei selbigen mit ein und zeigten so indirekt die rechtlich begründete Verschwiegenheit der Behörden in diesem Fall auf. Die vielen offenen Fragen rund um den Einsatz von Gewalt durch die Offenburger Zivilbeamten werden mit weiteren Unklarheiten rund um die Sorgeinstitutionen der Stadt Offenburg ergänzt. Warum der Mann aus der medizinischen Obhut entlassen wurde, obwohl er zuvor im Anschluss an Konflikte mit der Polizei dort aufgenommen wurde, bleibt unklar. Abseits des stabilen Gesundheitszustands konnten keine nähere Angaben zum betroffenen Mann gemacht werden.

Der Fall reiht sich ein in eine Serie an Festnahmen bei denen der Kopf des Betroffenen durch ein Knie auf den Boden gedrückt werden. Parallelen zum Fall eines 25-jährigen Porugiesen der in Pforzheim Ende Oktober unter Einsatz von Gewalt festgenommen wurde, weil er in den Straßenverkehr eingegriffen haben soll. Auch hier wird der Mann mit dem Knie am Hals auf den Boden gedrückt. Dies erinnert in beiden Fällen an die tötliche Festnahme Georg Floyds im Bundestaat Minneapolis in den USA.

Auch am Montag den 22. November kommt es in Köln wieder zum Verdacht ausschreitender Polizeigewalt. Mehrere Kölner Polizeibeamte sind infolgedessen vom Dienst suspendiert worden. Die Staatsanwaltschaft prüft, ob die Polizisten für den Tod eines Mannes verantwortlich sind.

Der aus Italien stammende Mann soll sich laut Staatsanwaltschaft im Kölner Stadtteil Bickendorf bei einem Einsatz wegen Fahrerflucht eingemischt haben. Dabei sollen die Polizisten gegen den Mann gewaltsam vorgegangen sein. Er wurde zur ambulanten Behandlung in ein Krankenhaus gebracht.

Im Juni sei der 59-Jährige nach einem zweiwöchigem Krankenhausaufenthalt gestorben. Die Polizei selbst ermittelt jetzt, ob sein Tod in Zusammenhang zu dem Geschehen im April steht.