Namibia: Protest gegen Aussöhnungsabkommen mit Deutschland

Namibia: Protest gegen Aussöhnungsabkommen mit Deutschland

Etwa vierhundert Menschen haben während Beratungen über ein sogenanntes Aussöhnungsabkommen mit Deutschland vor dem Parlament in der Hauptstadt Windhoek demonstriert. Demonstrant*innen drangen auch in das Parlamentsgebäude ein und übergaben eine Petition. Die Demonstrant*innen kritisierten, dass die von Deutschland angebotene „Aufbauhilfe“ von 1,1 Mrd. Euro zu niedrig sei. Außerdem kritisierten sie, dass die Nachfahren der Opfer des deutschen Kolonialregimes nicht an den Verhandlungen beteiligt wurden. Der Verteidigungsminister Namibias, Frans Kapofi verteidigte hingegen das Abkommen als „in gewisser Weise gelungen“. Er wies darauf hin, dass Deutschland mit dem Abkommen die Schuld an dem Völkermord akzeptiere. Eine Erhöhung der Zahlungen sei nicht ausgeschlossen.

 

Deutschland hatte genau 111 Jahre für das Eingeständnis der Schuld am Völkermord an den Herero und Nama gebraucht. Im Jahr 1904 erhoben sich die von der Rinderhaltung lebenden Herero gegen die Deutsche Kolonialherrschaft. Der Grund war, dass ihnen deutsche Siedler zunehmend die besten Weiden wegnahmen. Außerdem waren sie rassistischem Verhalten ausgesetzt, insbesondere der in allen deutschen Afrikakolonien exzessiv angewandten Prügelstrafe. Nach der militärischen Niederschlagung ließ der deutsche Oberbefehlshaber Lothar von Trotha die Herero in eine wasserlose Wüste treiben und die Brunnen vergiften oder besetzen. Ausdrücklich befahl er auch unbewaffneten Hereros, sowie Frauen und Kindern kein Pardon zu gewähren. Von den zwischen 60 000 und 80 000 Hereros überlebten nur etwa 20 000.

 

Nach den Herero erhoben sich Teile der Nama- und Orlam-Stämme, Auch dieser Aufstand wurde grausam niedergeschlagen, wobei etwa 10 000 Menschen getötet wurden. Die Überlebenden wurden in Konzentrationslager gebracht und zum Teil für medizinische Experimente benutzt. Trothas Vernichtungspolitik wurde bereits damals von der SPD und anderen Parteien heftig kritisiert ohne dass das den Betroffenen viel geholfen hätte. Die nun vereinbarte Entschädigung soll über einen Zeitraum von 30 Jahren für verschiedene Entwicklungsprojekte gezahlt werden. Vielen Herero ginge es dagegen auch um die Rückgabe von Land, das ihren Vorfahren geraubt wurde.