Nach Rede Erdogans verliert die Türkische Lira 20% ihres Wertes

Nach Rede Erdogans verliert die Türkische Lira 20% ihres Wertes

Nach einer Rede des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan ist gestern im türkischen Devisenhandel Chaos ausgebrochen. Wechselstuben schlossen ihre Kurstabellen und stellten den Verkauf von Devisen ein. Die ohnehin auf Talfahrt befindliche Landeswährung verlor gegenüber dem Dollar 20 % an Wert. Erdogan hatte sich in seiner Rede dafür ausgesprochen, die Wirtschaft durch niedere Zinsen und einen niederen Kurs der eigenen Währung anzukurbeln. Das würde Produktion, Beschäftigung und Exporte fördern. Erdogans Koalitionspartner Devlet Bahceli versucht Erdogan verbal noch zu übertrumpfen. Bahceli forderte die formale Unabhängigkeit der Notenbank aufzuheben. Die Türkei solle frei von „Zinsbelastung“ werden und sich dem Kampf gegen die „Zinslobby“ stellen. Den Begriff Zinslobby hat Erdogan vor einigen Jahren kreiert. Es handelt sich dabei um dunkle Mächte, die Dinge tun wie die Organisation regierungsfeindlicher Demonstrationen, um mit der Schwächung der Regierung Gewinne bei Zinsen und Wechselkursen zu erreichen.

 

Dass Bahceli die Unabhängigkeit der Zentralbank in Frage stellt, dürfte von vielen eher als eine Art Witz verstanden werden. Tatsächlich folgt die Zentralbank deren Chef Erdogan in zwei Jahren viermal ausgewechselt hat, Erdogan mittlerweile auf’s Wort. Seit September wurde der Leitzins um 4 % gesenkt und liegt mittlerweile deutlich unter der Inflationsrate von 20 %. Für Dezember wurden weitere Zinssenkungen angekündigt.

 

Tatsächlich hilft Erdogans Wirtschaftspolitik der Exportindustrie und dem Tourismus, allerdings nur bedingt, denn bevor Waren exportiert werden können müssen häufig Rohstoffe und Vorprodukte für teure Devisen importiert werden, außerdem steigen die Kreditkosten trotz der niederen Zinsen, weil das Geld letztendlich aus dem Ausland kommt. Gleichzeitig heizen die Importpreise die Inflation an.