Musikmagazin 20.04.20 Various Artists 17 Uhr

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Sonne Ra & Dramadigs - "Str8 Inge Inge"
Lizenz: 
Keine (all rights reserved)
Quelle: 
Vinyl Digital

Yo!

Die chaotischen Nachwendejahre in Erfurt, offener Rassismus und Gewalt einerseits, die identitätsstiftende Kraft der jungen HipHop-Kultur andererseits – dieses Umfeld prägte den musikalischen Werdegang von Sonne Ra. Und daraus entwickelte er einen Style, der auch in der äußerst heterogenen Rap-Gegenwart deutlich hervorsticht: den Mula-Funk. Wer sich nun fragt, was es mit dem Begriff „Mula“ auf sich hat, der muss weit zurück in der Geschichte von Sonne Ra. Als Sohn eines Afrikaners und einer Deutschen in Ostdeutschland aufgewachsen, sah Ra sich schon im Kindesalter mit Vorurteilen konfrontiert. Bis seine damalige Lehrerin einen vermeintlichen Schlussstrich zog und die ihrer Meinung nach passende Bezeichnung für Ra an die Tafel schrieb: „Mulatte“ stand da. „Ich hab mir das einfach angeeignet, so wie die Schwarzen in Amerika das N-Wort“, erklärt Ra. „Aber ich finde, ‚Mula‘ kann jeder benutzen, ob schwarz oder weiß. Bei mir steht das für Homie, Freund, Kollege.“ 

Musikalisch fing alles an mit einer gewissen Sha´ifa Malik Mami Watu, die aus dem fernen Atlanta nach Erfurt kam, sich als HipHop-Botschafterin betätigte und in der offen xenophoben Atmosphäre der ostdeutschen Provinz kreative Inseln und eine funktionierende HipHop-Infrastruktur etablierte. „Sie hat damals einen Raum geschaffen, in dem sich Afrodeutsche und Migranten trafen und sich austauschten. Sonne Ra rappte unter wechselnden Künstlerpseudonymen und in Zusammenarbeit mit seiner Crew O.F.D.M. entstanden so über die 2000er hinweg eine ganze Reihe von Alben und Kollaborationen mit u.a. Schaufel & Spaten, Aceyalone und Roc Marciano, alles jedoch größtenteils unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Auf „Mula 4 Life“ im Jahr 2014 sind nebst Produktionen seiner Kollegen aus dem Funkverteidiger-Kosmos, auch Beats von Dexter, Brenk Sinatra, Suff Daddy, Figub Brazlevic und den Dramadigs vertreten. Erst im Jahr 2018 erschienen die beiden Alben EH OLO und SONNENGOTT. (Beide auch sehr zu empfehlen)

Jetzt ist der Mula zurück. Und niemand geringeres als die DRAMADIGS aus Bremen, schusterten Ihm für das neue Album STR8 INGE INGE ein wundervolles und nahezu perfektes Beatgeschmeide! Deren einzigartiger und unverwechselbarer Vibe, zwischen Hoffnungsschimmer und bitter süßer Melancholie, ist für mich bis heute an Dopeness unerreicht. Es ist kein Konzeptalbum, sondern etwas viel größeres; etwas das nur mit Freunden entstehen kann. Was es mit dem TItel STR8 INGE INGE auf sich hat, hat mir Sonne Ra während unseres Telefoninterviews verraten. Wir haben über die Zusammenarbeit mit den Dramadigs geredet, über das Album und dessen Gastmusiker und über Waldspaziergänge in Birkenstock zur Coronazeit. Das Interview ist raw and uncut (bis auf den privaten Schnack) Frei nach dem Motto: Fehler ist KIng 

 

Zudem sind mit dabei:

Repete23 & Herr König (Pro Bono), Mr Käfer (Orientation), RLLBS (Postpartum), prgmat (Postpartum), Wun Two (Mutombo Rec), Raz-One (Razmatazz)

Enjoy!

Kefian