Daimler verkaufte im letzten Jahrzehnt über eine Million Autos mit zu hohen Abgaswerte: Kraftfahrtbundesamt könnte drastische Massnahmen für die Gesundheit und gegen den Betrug treffen, wenn es wollte

Kraftfahrtbundesamt könnte drastische Massnahmen für die Gesundheit und gegen den Betrug treffen, wenn es wollte

Der baden-württembergische Automobilriese Daimler hat im vergangenen Jahrzehnt über eine Million Diesel-Fahrzeuge in der EU und den USA verkauft, die zu hohe Schadstoffe in den Abgasen ausgestossen haben. Das meldeten NDR, WDR und Süddeutsche Zeitung am Mittwoch. Die drei Medien beziehen sich für ihre Informationen auf einen Durchsuchungsbeschluss des Amtsgerichts Stuttgart gegen die Daimler AG. Auf der Grundlage dieses Durchsuchungsbeschlusses hatte es im Mai eine Grossrazzia in verschiedenen Gebäuden des Automobilherstellers gegeben, mit der Beteiligung von 230 Polizistinnen und 23 Staatsanwältinnen.

Die hohen Abgaswerte sind dabei auf Betrug zurückzuführen. Wie bei den anderen Automobilriesen wie Volkswagen soll Daimler eine Software eingesetzt haben, die die Abgasreinigung bei Labortests einschaltete und im normalen Fahrbetrieb auf der Strasse wieder ausschaltete. Dieses System wurde bei diversen Autos, darunter verschiedene Mercedes-Klassen eingesetzt.

Wegen der zu hohen Abgaswerte und der Betrugssoftware hätten die Fahrzeuge nicht in der Europäischen Union zugelassen werden dürfen. Das Kraftfahrtbundesamt könnte nun die Zulassung für die entsprechenden Fahrzeuge widerrufen oder die Fahrzeugbesitzerinnen dazu auffordern, ihre Autos umzurüsten. Aus diesem Grund betrachtet die Staatsanwaltschaft Stuttgart die Fahrzeugkäufer als Opfer des Betrugs. Doch laut der Süddeutschen Zeitung sah das Kraftfahrtbundesamt bislang kein Bedürfnis, in diesem Sinne einzugreifen.

Im gesamten Diesel-Skandal haben sich die deutschen Behörden und die Bundesregierung viel weniger um die Gesundheit der Fussgängerinnen und der Allgemeinbevölkerung gesorgt als um das Wohlergehen der Automobilkonzerne. Viel härter gehen die US-amerikanischen Behörden im Interesse der Fahrzeugkäufer und der öffentlichen Gesundheit vor, auch diesmal gegen Daimler.