16,5 Prozent aller Haushalte in Baden-Württemberg können mit einem`DAB+ tauglichen Endgerät Radioprogramme empfangen. Gehört werden sie jedoch in wesentlich weniger Haushalten. Nach mehreren Jahrzehnten einer konzentrierten Förderung aus Rundfunkbeiträgen ein mehr als dürftiges Ergebnis einer Medienpolitik aus CDU Wohlgefallen nach Gutsherrenart.
Aus dieser nach über einem Jahrzehnt Federführung durch den reaktionären Bürokraten T. Langheinrich (Ex- CDU, Amtszeitende April 2017) in der Sackgasse gelandeten Politik, führt auch der jüngste Förderbeschluus der Medienbehörde nicht heraus: Jedes kommerzielle Program auf der DAB+-Landeskette entlang den baden-württembergischen Autobahnen erhält eine jährliche Marketing-Prämie von 40.000 €. (Die (Verlags-)Eigner der Regenbogengruppe, mit Big FM/Regenbogen 1 und 2 also 120.000/a. Allein knapp 25%).
Dass die DAB+-Diskriminierung der neun nichtkommerziellen Sender und drei Lernradios - im Unterschied zu Bayern !- ausserdem fortgeführt wird, unterstreicht die Zählebigkeit der dürftigsten reaktionärer Politik und mangelnder Gestaltungsfähigkeit auch in der 2.Legislatur grün geführter Regierungsmehrheit im Landtag zusätzlich .
Dabei scheitert das berühmte Hennen-Ei-Problem diesmal nicht an den Eiern: alle öffentliche-rechtlichen Programme (inklusive DeutschlandRADIO) , aus dem Rundfunkbeitrag bezahlt, sind ebenso dabei wie auch 13 der 16 privatkommerziellen, terrestrisch empfangbaren Hörfunkprogramme auf DAB+ empfangbar sind.
Die Verzögerung bei der Geräteakzeptanz in den Privat-Haushalten rührt (s.o.) zum einen sicher daher, dass es bis 2011 nur über nicht mehr aufwärtskompatible DAB- Sender/Empfänger lief. Dies Sytem landete -ganz im Gegensatz zu den UKW-System - mit der DAB+- Einführung 2011 auf dem AltSchrott-Platz der Geschichte.
Warum sollten die Menschen demgegenüber die UKW-Empfänger für frei empfangbaren Hörfunk verschrotten?
Lehrt nicht umgekehrt gerade die TV-Digitalisierung, dass Digitalisierung von den Medienhäusern nur für die Kommerzialisierung durch Pay-TV und andere Kaufangebote statt den freien Empfang für alle mit allen Programmen und Programmbeiträgen genutzt wird? Zerstört nicht die quantitave Vermehrung der DAB+ Kanäle (theoretisch Verfünffachung empfangbarer Programme durch 5 landesweit schaltbare DAB+Kacheln) selbst die ohnehin schmale Werbeerlösbasis der Regional- und Lokalsender?
So ist die Situation bis mindestens Mitte des nächsten Jahrzehnts auch im Hörfunk von der Paralletät von frei empfänglichen UKW und DAB+Empfang entlang den Autobahnen A5/A6/A8 geprägt. Schon lauern Mobilfunkbetreiber, die ihre nächste LTE Auktion Anfang 2018 refinanzieren müssen, auf lukrative Zusatzgeschäfte mit Multicast
Entgegen der behördlichen Pflicht zur Gleichbehandlung bleiben die nichtkommerziellen Veranstalter - erneut - bei der Förderung der landesrechtlich gebotenen Infrastruktur (hier: DAB+) aussen vor, ob wohl sie mehrfach - auch kostengünstigere DAB+ Lösungen in Eigenverantwortung - angeboten haben.
Ein Kurswechsel, gar orientiert an der Rundfunkfreiheit und ihrer an der der Meinungs- und Kulturvielfalt dienenden Funktion, sieht wirklich anders aus.
Wie lange wird der grünlasierte Kelch wohl noch zum Brunnen gehen können, bevor er zerbricht?
kmm 10.12.2017
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