Istanbul: OB-Kandidaten beharken sich im Fernsehen

Istanbul: OB-Kandidaten beharken sich im Fernsehen

Zum ersten Mal seit 17 Jahren traten gestern wieder zwei Spitzenkandidaten gemeinsam in türkischen Fernsehsendern auf. Der Kandidat der Opposition, Ekrem Imamoglu gewann die Wahl am 31. März mit hauchdünnem Vorsprung. Erdogans AKP hat die Wahl jedoch erfolgreich angefochten. Sie wird nun am 23. Juni wiederholt.   Imamoglu kritisierte gleich am Anfang die Entscheidung der Wahlkommission. Begründet wurde die Annullierung der Wahl hauptsächlich damit, dass nicht alle Wahlleiter Beamte waren. Allerdings wurde nur die Wahl des Oberbürgermeisters annulliert, während gleichzeitige Wahlen von StadträtInnen und DistriktbürgermeisterInnen nicht annulliert wurden. Imamoglu zog zum Vergleich eine 20-Lira-Note aus der Tasche. Niemand würde sagen, von diesem Geldschein seien 5 Lira gefälscht, der Rest aber echt. Erdogans Kandidat Binali Yildirim warf Imamoglu dagegen mehrfach angebliche Lügen vor. Außerdem behauptete er, die Opposition verunglimpfe Stiftungen, die wichtige Arbeit leisteten. Es geht um Zahlungen der bisherigen Stadtverwaltung an religiöse Stiftungen, die der regierenden AKP und teilweise auch der Familie des Präsidenten Erdogan nahestehen. Nutzer im Netz kommentierten den Umstand, dass sich die AKP erstmals seit 2002 zu einem Spitzenduell im Fernsehen bereiterklärte, mit der Vermutung, Erdogan fürchte eine Niederlage in Istanbul. Für diesen Fall plane Erdogan die Schuld auf eine schlechte Performance seines Spitzenkandidaten bei dem Fernsehduell abzuschieben. Ein Verlust der 16-Millionen-Metropole wäre für Erdogan ein schwerer Schlag.