Folge des Super-GAU von Tschernobyl: Pilze in Süddeutschland radioaktiv belastet

Folge des Super-GAU von Tschernobyl: Pilze in Süddeutschland radioaktiv belastet

Auch 35 Jahre nach dem Super-GAU von Tschernobyl finden sich in mehreren Pilz-Arten in Süddeutschland stark erhöhte Mengen des radioaktiven Isotops Cäsium-137. Der menschliche Körper kann Cäsium und das für den Organismus wichtige Kalium nicht unterscheiden. Daher wird auch das radioaktive Cäsium-137 im Magen-Darm-Trakt resorbiert und wie Kalium im Muskelgewebe, in Knochen und ind der Leber eingebaut. Auf diesem Weg wirkt Cäsium-137 krebserregend.

Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) machte in einer heute veröffentlichten Erklärung SammlerInnen auf radioaktiv belastete Pilze in den deutschen Wäldern aufmerksam. Darin heißt es, daß vor allem in Süddeutschland einige Pilz-Arten stark erhöhte Mengen des radioaktiven Isotops Cäsium-137 enthalten. Die radioaktiven Partikel stammen weit überwiegend auf dem über  fast dem gesamten europäischen Kontinent verteilten Inventar des im Jahr 1986 explodierten Reaktors im AKW Tschernobyl.

BfS-Präsidentin Inge Paulini weist darauf hin: "Gelegentlich auch höher belastete Pilze zu verzehren, ist zwar nicht verboten. Dennoch sollte man sich über die üblicherweise stärker belasteten Pilzarten informieren und sie im Wald stehen lassen, um eine unnötige Strahlenbelastung zu vermeiden." Vom Bundesumweltamt stammt hingegen eine gefährliche Empfehlung, wonach von einem Verzehr von weniger als 250 Gramm Waldpilzen pro Woche kein "unmittelbares gesundheitliches Risiko" ausgehe. Radioaktivität ist jedoch vergleichbar mit einer Salve aus einem Maschinengewehr in eine Menschenmenge - manche trifft es, andere nicht. Hinzu kommt das Problem, daß es äußerst aufwendig ist, radioaktive Partikel als Ursache für Krebs bei einer Autopsie zu detektieren. In der Regel wird bei Krebstoten erst gar nicht nach der Ursache gesucht.

Besonders gefährlich sind aufgrund häufig erhöhter Cäsium-137-Werte folgende Pilz-Arten: Maronenröhrling, gelbstieliger Trompetenpfifferling und verschiedene Schnecklings-Arten. Eine unterschiedliche radioaktive Belastung von Pilzen resultiert nicht allein aus dem jeweils verschiedenen Resorptionsverhalten, sondern variiert auch stark je nach Fundort. Vor allem in Regionen, in denen nach dem Super-GAU von Tschernobyl überdurchschnittlich viel Cäsium-137 niederging, ist noch heute eine überdurchschnittliche radioaktiven Belastung festzustellen. Besonders belastete Regionen waren vor allem Gebiete im Süden Bayerns wie der Bayerische Wald, das Osnabrücker Land, Teilgebiete entlang der Leine zwischen Hannover und Göttingen und entlang der Elbe zwischen Schwerin und Magdeburg und bei Lübeck.

Die Belastung ist laut BfS in den vergangenen Jahren zwar zurückgegangen, jedoch wurden vereinzelt Werte von 4000 Becquerel gemessen.

Laut BfS hat der Verzehr von 200 Gramm Pilzen mit 3000 Becquerel Cäsium-137 pro Kilogramm eine Belastung von 8 Mikro-Sievert zur Folge.  Dieser Auskunft folgt jedoch unmittelbar die vermeintlich beruhigende Fake-News, diese radioaktive Einwirkung entspreche "der Strahlenbelastung bei einem Flug von Frankfurt nach Gran Canaria." Es macht jedoch einen entscheidenden Unterschied, ob radioaktive Stahlung von außen auf den menschlichen Körper einwirkt oder von innen durch radioaktive Partikel verursacht wird, die sich im menschlichen Organismus befinden. Alpha-Stahlung beispielsweise kann weder ein Blatt Papier noch die menschliche Haut durchdringen. Direkt im Zellgewebe jedoch können radioaktive Partikel ihre tödliche Wirkung ungehindert entfalten.