Ob es nur an den bloss virtuellen zwei ersten Sitzungen lag oder doch an dem Skandälchen um die geschenkte Holzgestaltung von Männerphantasien im Lorettabad?
Im Kulturausschus des Freiburger Gemeinderats jedenfalls wurde bald zweieinhalb Stunden lang lebhaft unter Teilnahme der gewählten Kultursachverständigen debattiert. Im erfrischenden Unterscheid zu den ritualisierten Drögheiten des Gemeinderates gab es auch interessante Perspektiven.
Wie die von den lockdowns der Pandemie in den Besuchendenzahlen gebeutelten städtischen Kulturinstititionen sich z.B. refokussiert haben:
- die Stadtbibliothek etwa, die - insbesondere bei älteren Peronen über 25- ihre Buchausleihen gar steigern konnten aber ihre Schulcafes und andere Netzwerke unterbrechen musste;
- die Freiburger Museen, die sich ganz mit 100.000 € aus dem Ausstellungsetat auf eine Digitalisierung der Beständeobjekte konzentrierte und sie mehrsprachig (Tw. mit Gebärdendolmetschenden) in guter viel beachteter Qualiät und sie im renovierten Webauftritt präsentierte und dafür nebenher weit über dem Budgetansatz Drittmittel von Bund und Stiftungen organisierte
- die Provenienzforschung und damit die Voraussetzung von Restitionen an z.B. afrikanische Länder intensivierten Dies wurde vom Ausschuß gebilligt - demnächst Bronzen aus Benin?- und als formellen Gemeinderatsbeschluss angeregt.
- Die neuste Einrichtung im Freiburger Museumsverbund das personell noch flachbrüstig ausgestattete NS-Doku und Gedenkzentrum im 38er-Nazibau seine mit digitalen Konzeptentwurf für die Erinnerungsarbeit Räte und Sachverständige überzeugte.
Neben der Vormerkliste für weitere Straßen und Plätze-Namen- keine Ausnahmen auch nicht für die Gründerfamilie des Esperanto -
stand dann die aktuelle Kontroverse um den öffentlichen Raum im Lorettabad, die mittlerweile wieder zurückgenommene Holzskulptur des vom Freundesverein beauftragten und der Stadt geschenkten Werkes. An der Kunstkommission und damit ihren Empfehlungen vorbei und auch an der Liste der Schenkungen die der Gemeinderat billigen muss. Offen blieb, weshalb das Forstamt - mit seinen Skulpturen im Walde des gleichen Künstlers mit dem abgeschmackten Frauenbild, aber wie auch sonstige Betriebe der Stadt ihren persönlichen Geschmack einzelner Akteure ggf. in Netzwerken dem Promoting einzelner Künstler befriedigen können. Der Status der Kunstkommission, die wie bei Bauten der Gestaltungsbeirat zwingend einzuschalten sei, war im Ausschuss unstrittig.Immerhin: Manchmal bieten auch noch der Gemeinderat mit lebhaften Debatten für hartgesottene und zu oft durch Rituale angeödete Beobachter Überraschungen ja sogar anregende zweieinhalbstündige Kurzweil.
(kmm)
Kommentare & Glossen bei Radio Dreyeckland (alle zeigen)