Erdogans Eingreifen lässt Kurs der türkischen Lira weiter einbrechen

Erdogans Eingreifen lässt Kurs der türkischen Lira weiter einbrechen

Während der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan eine „internationale Zinslobby“ für den fallenden Kurs der Landeswährung und steigende Inflation verantwortlich macht, sieht es die Financial Times gerade umgekehrt. Da bei hoher Inflation gewöhnlich auch die Zinssätze hoch sind, sieht Erdogan seit je in hohen Zinsen den Grund für hohe Inflation, während Ökonomen und Ökonominen normalerweise umgekehrt argumentieren, dass hohe Zinsen die Konjunktur bremsen und damit auch die Inflation beruhigen. Doch Erdogan schaut vor allem auf hohes Wirtschaftswachstum. Außerdem kann man ihm unterstellen, dass er auch aus religiösen Gründen gegen Zinsen eingestellt ist. Die Financial Times argumentiert nun, dass Erdogans Äußerungen als Druck auf die Zentralbank verstanden werden, die Zinsen möglichst nieder zu halten. Das macht aber Anlagen in der Türkei unattraktiv und schwächt damit den Kurs der Lira, was wiederum die Inflation anheizt.

 

Für den Wertverlust der Lira gibt es aber noch weitere Gründe, die aber nicht weniger mit Politik zu tun haben. Der seit Wochen ungelöste Visa-Streit zwischen Wachington und Ankara verunsichert Investoren. Beide Länder stellen den BürgerInnen des jeweils anderen Landes keine Visa mehr aus, ausgenommen sind nur Einwanderungsvisa. Der Grund ist die Inhaftierung zweier türkischer Mitarbeiter des US-Konsulats in Istanbul. Sie werden beschuldigt, in den gescheiterten Putschversuch am 15. Juli 2016 verwickelt gewesen zu sein. Ein weiterer Grund für Verunsicherung ist ein Prozess gegen einen iranisch-türkischen Geschäftsmann in New York, der auch in Korruptionsaffären der Regierung Erdogan verwickelt gewesen sein soll.

 

Der niedrige Lira-Kurs hilft der türkischen Exportindustrie und nützt der schwächelnden Tourismusbranche. Andererseits ist er Gift für die Inflation und erschwert es der türkischen Wirtschaft ihre hohen Auslandsschulden zu bedienen.