Die französischen Corona-Massnahmen und ihre soziale Abfederung für die Beschäftigten

Die französischen Corona-Massnahmen und ihre soziale Abfederung für die Beschäftigten

Mit morbider Ironie kommt die Corona-Krise in Frankreich just nach Monaten fast vergeblicher Streiks und Proteste durch das Personal von öffentlichen Krankenhäusern und Notaufnahmen. Von den Pflegerinnen bis zu den Chefärzten und Leiterinnen forderten sie mehr Mittel und eine bessere Entlohnung des Personals, vor allem aber mehr Personal überhaupt und, dass keine Krankenhausbetten mehr geschlossen werden. Im Herbst versprach ihnen die Gesundheitsministerin finanzielle Hilfen, die viele Beschäftigte aber für vollkommen unzureichend halten.

Schon jetzt heisst es, die Notaufnahmen der Krankenhäuser von Mulhouse, aber auch von Colmar und Strasbourg seien wegen der Corona-Epidemie überlastet (das Elsass ist stärker betroffen als andere Regionen).

 

Gegen die Corona-Epidemie trifft die französische Regierung seit einigen Tagen eine Reihe von Massnahmen, die immer stärker in die Grundfreiheiten und in das Wirtschaftsleben eingreifen.

Für einen kleinen Überblick: Alle Schulen sowie alle Kultur- und Sportstätten wurden geschlossen, unmittelbar anstehende Prüfungen verschoben. Seit dem Wochenende müssen die Gastronomie (mit Ausnahme von Essen to go oder Essenslieferungen) und der Einzelhandel schliessen. Ausgenommen sind Apotheken, Lebensmittelläden bzw. Supermärkte, Tankstellen und Presse bzw. Tabakläden.

Sogar an Gerichten ist der Betrieb auf das Notwendigste beschränkt.

Flüge und Fernverkehr werden allmählich heruntergefahren, jedoch nicht der Personennahverkehr und der Güterverkehr. Die Grenzen werden kontrolliert bzw. geschlossen ausser für Güter und Pendlerinnen.

Schutzkleidung kauft der Staat mit Vorgriff (unter anderem für versprochene Hilfslieferungen an das stärker betroffene Italien). Und das Gesundheitspersonal und ein Teil der Medizin-/Pflegestudierenden wurde dienstverpflichtet. Sprich sie dürfen ihr Département nicht verlassen und können bei Überlastung des Gesundheitswesens jederzeit herangezogen werden (notfalls auch nach Schichtende oder mitten in der Nacht).

Die Massnahmen gegen die Corona-Epidemie könnten also schwerwiegende soziale Folgen haben. Manche Beschäftigte werden wegen Schulschliessung, Betriebsschliessung oder möglicher Ausgangssperren nicht arbeiten können. Andere in den wichtigen Sektoren der Lebensmittel- und besonders der Gesundheitsversorgung werden hingegen dieser und anderen Krankheiten womöglich ausgesetzt und müssen ggf. deutlich mehr arbeiten als geplant.

Im Interview erklärt unser Frankreich-Korrespondent Bernard Schmid die französischen Massnahmen gegen Corona und, was die Regierung bzw. das französische Arbeitsrecht vorsehen, um ihre Folgen für die Beschäftigten abzufedern.

Wir haben ihn zunächst gefragt, ob wir in den oben aufgelisteten Massnahmen noch weitere nennenswerte Massnahmen gegen Corona vergessen haben:

19:11

 

Die Aussprache des französischen Präsidenten heute Abend könnte zudem den Beginn von Ausgangssperren unter Strafandrohung einläuten, so unser Frankreich-Korrespondent Bernard Schmid. Menschen dürften dann nur noch aus wichtigen Gründen und mit einem entsprechenden Formular aus ihrem Haus heraus.

 

Nach Informationen von Radio Dreyeckland erwägen zudem zumindest manche Präfekte (örtliche VertreterInnen des Zentralstaates ungefähr wie Regierungspräsidentinnen), vom Coronavirus stark betroffene Départements (ungefähr wie Landkreise) bald abzuriegeln, sodass Menschen so gut wie nicht mehr aus diesen Départements herauskommen.