Brasilianische Behörde geht von Produktionsfehler bei Sputnik V aus

Brasilianische Behörde geht von Produktionsfehler bei Sputnik V aus

Die brasilianische Behörde für Gesundheitsüberwachung Anvisa hat die Zulassung des in Russland entwickelten Impfstoffes Sputnik V abgelehnt. Laut Medienberichten hängt die Ablehnung mit einem Fehler bei der Herstellung zusammen. Der als Vektorvirus gebrauchte Adenovirus sei nicht unschädlich gemacht und könne die Patient*innen infizieren. Für Menschen mit geschwächtem Immunsystem könne dies eine Gefahr bedeuten. Erst vor zwei Wochen hatte das slowakische Institut für Arzneimittelsicherheit die Empfehlung von Sputnik V abgelehnt. Als Begründung teilte das Institut mit, die russische Lieferung enthalte nicht den Stoff, der zuvor in einem Artikel im Wissenschaftsmagazin Lancet beschrieben worden war. Die Lieferung wurde zurückgeschickt. Der für die Vermarktung von Sputnik V zuständige staatliche Fonds für Direktinvestitionen kritisierte die Entscheidung und vermutete einen politischen Hintergrund. Der russische Hersteller hat auch eine Verleumdungsklage gegen die Anvisa angekündigt.

 

Angesichts knapper Kapazitäten bei der Impfstoffproduktion sind Bestellungen von Sputnik V, dessen V für Victory steht, zu einem politischen Joker geworden. Während die Impfkampagne in Russland sehr schleppend verläuft, wird Sputnik V im Ausland immer mehr bestellt. Zuletzt hat Erdogan 50 Mio. Dosen für die Türkei geordert. Die Impfkampagne in Ungarn beruht zum großen Teil auf Sputnik V. Der Bayerische Ministerpräsident Markus Söder hat sich frühzeitig einen Vorvertrag gesichert. Zuletzt bestellte der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer bei einem Besuch in Moskau einen Vorvertrag über die Lieferung on 30 Mio. Dosen geschlossen. Auch andere Bundesländer und der Bund haben Verhandlungen über Sputnik V bereits geführt und eine Notfallzulassung in Deutschland war zumindest im Gespräch.

 

Nach einem Bericht der Zeit fehlen der Europäischen Arzneimittel-Agentur EMA noch immer essentielle Daten für die Zulassung. Es könnte noch Monate dauern, bis eine Zulassung durch die EMA erfolgt, wenn dies überhaupt geschieht. In jedem Falle käme Sputnik V zu spät um die derzeitige Lücke bei den Impfstoffen in Europa zu schließen.