Beirut: Demonstration gegen Richter endet in Schießerei

Beirut: Demonstration gegen Richter endet in Schießerei

Am Donnerstag haben in der libanesischen Hauptstadt Beirut Unbekannte von Dächern das Feuer auf eine Demonstration eröffnet. Darauf schossen sofort Milizionäre der schiitischen Organisationen Hisbollah und Amal ihrerseits mit Sturmgewehren und Panzerfäusten angeblich zurück. Die Schießerei dauerte insgesamt etwa 4 Stunden. Nach offiziellen Angaben starben 6 Menschen und 32 wurden verletzt. Die schiitischen Organisationen, die auch zu der Demonstration aufgerufen hatten, beschuldigten die rechte christliche Bewegung „Libanesische Kräfte“, das Feuer eröffnet zu haben. Diese wies den Vorwurf zurück. 9 Personen, angeblich von beiden Seiten, wurden festgenommen.

 

Mit der Demonstration, an der einige hundert Menschen teilnahmen, forderten die Hisbollah und die Amal die Entlassung des Richters Tarek Bitar. Bitar soll die Hintergründe einer großen Explosion klären, die am 4. August letzten Jahres den Hafen von Beirut verwüstete. Über 200 Menschen starben und über 6000 wurden verletzt. Im Hafen wurde über Jahre eine große Menge Ammoniumnitrat gelagert. Ammoniumnitrat ist ein wichtiges Düngemittel, kann mit einer Initialzündung aber auch als Sprengstoff verwendet werden. Die Explosion war eine der größten Explosionen mit nichtatomarem Sprengstoff, die je stattgefunden hat. Bitar hatte wegen der Explosion Haftbefehle gegen den früheren Finanzminister Ali Hasan Chalil und gegen einen früheren Innenminister ausgestellt. Chalil ist einer der führenden Politiker der Amal. Bitar will auch die Rolle des ehemaligen Ministerpräsidenten Hasan Diab im Zusammenhang mit der Explosion untersuchen. Dass Bitar die politische Elite bei seinen Untersuchungen nicht schont, hat ihm viel Sympathie im Land eingetragen. Andererseits beschuldigt ihn die Hisbollah, die Untersuchung zu politisieren. Zwei ehemalige Minister haben seine Ablösung gefordert. Das Parlament weigerte sich die Immunität mehrerer Politiker, denen Fahrlässigkeit vorgeworfen wird, aufzuheben. Auch Bitars Vorgänger wurde bereits aufgrund von politischem Druck der gleichen Personen abgelöst. Bitars Gegner wollen die Untersuchungskommission durch die Schaffung eines ganz neuen juristischen Gremiums ersetzen. Bitar selbst hatte sich um den Job nicht gerissen, sondern sich zunächst erfolgreich geweigert. Nun zögern der Präsident und der Ministerpräsident, auch den zweiten Ermittler zu entlassen. Das macht keinen guten Eindruck.